transfer 12(3) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Mediennutzung als funktionale Alternative zur Realität

Theorien, Modelle und Befunde zum Verhältnis virtueller und realer interpersonaler Beziehungen

Die Annahme einer funktionalen Mediennutzung zur Bedürfnisbefriedigung, die der Uses-and-Gratifications- Ansatz postuliert, bildet die theoretische Basis der vorliegenden Arbeit. Demnach, so die These, können Massenmedien orthosoziale Beziehungen substituieren und dahinterstehende Bedürfnisse gratifizieren. Der realen Interaktion und Beziehung wird die parasoziale Interaktion und Beziehung (PSB) als funktionale Alternative entgegengesetzt. Durch ein integratives Theoriemodell werden die Konzepte fusioniert und mit deren orthosozialen Pendants verglichen. In einem zweiten Schritt wird die bisherige Forschungslogik zur PSB als funktionaler Alternative modifiziert. Die Annahme lautet, dass neben den psychologischen Ursprüngen (Motiven) der personenorientierten Mediennutzung vor allem das wahrgenommene Verhältnis von para- und orthosozialer Beziehung und somit soziale Faktoren die Einschätzung der PSB als Substitut bestimmen, diese in der Forschung jedoch oft nur als Drittvariablen und ohne theoretische Verortung berücksichtigt wurden. Diesem Defizit soll mit der Interdependenztheorie und dem Investmentmodell von Rusbult begegnet werden. Durch die Adaption des Investmentmodells lässt sich theoretisch fundiert erklären, unter welchen sozial-strukturellen Vorraussetzungen und Beziehungskonstellationen die PSB als lohnende, funktionale Alternative der Bedürfnisbefriedigung herangezogen wird.