transfer 18(2) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Medieneinflüsse im Kontext depressiver Erkrankungen

Leitfadengespräche mit ambulant tätigen Psychotherapeuten

Die Depression ist eine der weltweit bedeutendsten Krankheiten. Die Symptome wirken vor allem auf das emotionale und kognitive Verhalten. Dadurch verändert sich auch die Mediennutzung. Dieser Arbeit liegt die Frage zu Grunde, welche Rolle Medien in der Therapie depressiv Erkrankter spielen. Dazu wurden sechs Leitfadeninterviews mit ambulant tätigen Psychotherapeuten durchgeführt.

Einerseits sollte ein Eindruck gewonnen werden, inwieweit depressiv Erkrankte ihre Gefühle durch Medienkonsum regulieren (vgl. Mood-Management-Ansatz) und welche Mediengattungen und -inhalte dabei eine Rolle spielen; andererseits sollte herausgefunden werden, ob und wie sich die Krankheit auf die Mediennutzung der Patienten auswirkt und wie der Medienkonsum die Therapie beeinflusst.

Bei den Interviews bestätigte sich, dass depressiv Erkrankte häufig intensiv Medien nutzen – vor allem, um Zeit zu füllen und aus dem Alltag zu fliehen. Andererseits nutzen Depressive Medien auch zur Entspannung und um sich zu informieren. Fiktionale Medienangebote dienen oft als Anknüpfungspunkt in der Therapie.

Viele Betroffene wissen offensichtlich nicht, dass sie unter einer psychischen Erkrankung leiden, die behandelbar ist. Medienberichte, die darüber informieren, können einen Beitrag dazu leisten, dass Betroffene ihre Situation erkennen und sich Hilfe suchen. Die Ergebnisse dieser Arbeit geben auch einen Hinweis darauf, unter welchen Umständen Medien Nachahmungssuizide verhindern können.