Unter dem Schlagwort ‚Mediatisierte Politik‘ diskutiert die Kommunikationsforschung seit längerem den Einfluss der Massenmedien auf den politischen Prozess. Besonders deutlich manifestiert sich dieser Einfluss im Wahlkampf, dessen Umsetzung von einer sog. ‚Amerikanisierung‘ geprägt sei.
Der theoretische Teil der Arbeit thematisiert diese Themengebiete. Im empirischen Teil wird mit Hilfe einer Inhaltsanalyse kommentierender Beiträge von Januar bis Juni 2002 untersucht, wie ausgewählte Printmedien (Spiegel, Focus, FAZ, SZ) im deutschen Wahlkampf 2002 über Schröder und Stoiber berichteten: wie sehr sie personalisierten; wie sie die Kandidaten bewerteten; wie sie sich in ihren Tendenzen voneinander unterschieden; welchen Einfluss die Berichterstattung auf die Bevölkerungsmeinung hatte.
Ergebnisse:
1. Der Wahlkampf war stark auf Schröder und Stoiber konzentriert (in diesem Sinn also ‚personalisiert‘), jedoch nehmen persönliche Image-Komponenten im Vergleich zu politischen keinen übergeordneten Stellenwert ein (in diesem Sinn also nicht ‚personalisiert‘)
2. Es gabe eine deutliche Übereinstimmung zwischen den Kandidaten-Profilen, wie sie von den Medien gezeichnet wurden, und der Sichtweise der Bürger. Einer negative Tendenz der Berichterstattung (‚Negativismus‘) führt potenziell zum Vertrauensverlust in die Politik.
3. Die ‚Amerikanisierungsthese‘ war nur im Sinn des ’shopping models‘ haltbar: US-Wahlkampftechniken werden adaptiert ohne tiefgreifende Konsequenzen für das politische System als Ganzes zu haben.
Medien-Kanzler‘ gegen ‚Kompetenz-Kandidat‘?
Die Images der Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder und Edmund Stoiber in der Printberichterstattung zum Bundestagswahlkampf 2002