Das seit einigen Jahren zunehmend diskutierte Konzept der Medialisierung geht davon aus, dass sich das Verhalten und der Alltag von Menschen und Organisationen verändern, weil sie davon ausgehen, dass Massenmedien nicht wirkungslos sind. Andere Teilsysteme reagieren auf den Strukturwandel oder den generellen Bedeutungsgewinn von Massenmedien. Gegenstand dieser Arbeit ist die Frage, ob und wie die Öffentlichkeitstheorie Ernst Manheims als Anpassung an die Medienlogik der Zeit betrachtet werden kann, in der sie verfasst wurde. „Aufklärung und öffentliche Meinung“ entstand in Deutschland in den frühen 1930er Jahren und damit in einer medialen Umwelt, die geprägt war von der Ausbreitung neuer Medien und den politischen Wirren der Weimarer Republik.
Die Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse bestätigen die Annahme. Es lässt sich eine Orientierung des Öffentlichkeitskonzepts an der Medienlogik der Weimarer Republik anhand folgender Befunde unter anderen ausmachen: Unter der Annahme, dass Massenmedien mächtig sind und angesichts ihrer rapiden Verbreitung, erhob Manheim die Öffentlichkeit zum Seinsmodus der Moderne. Im Konzept der pluralistischen Öffentlichkeit spiegelte sich die kulturelle Medienlogik seiner Zeit wider, geprägt von der Zersplitterung der Parteien und einem Mangel an Grundkonsensus, der sich in einer polemischen Presse fortsetzte. Der Typus der qualitativen Öffentlichkeit beschrieb die zunehmende Meinungsmacht der Nationalsozialisten.
Medialisierung der Öffentlichkeit
Öffentlichkeitstheorie als Anpassung an sich verändernde mediale Umwelten bei Ernst Manheim