transfer 14(2) » Mediengeschichte

Marx und Muschis

Historischer Kontext, Entwicklung und Inhalt der Zeitschrift "konkret" (1957-1973) und ihrer Vorgänger

2007 feierte „konkret“ seinen 50. Geburtstag. Der Blick auf fünf Jahrzehnte des „am wenigsten angepassten Intelligenzblatts in der gesamten Bundesrepublik“ (so der Autor Peter Rühmkorf) zeigt eine irrungs- und wirrungsvolle Geschichte, die eng mit der deutschen Nachkriegsgeschichte verwoben ist und die stets von ihren Autoren – wie etwa Ulrike Meinhof – geprägt wurde.
Hervorgegangen aus der Flugblatt-Schrift „Der Untertan“, dem literarischen Heft „Zwischen den Kriegen“ sowie den Zeitschriften „Das Plädoyer“ und „Studenten-Kurier“ wurde „konkret“ von einer Gruppe kommunistisch-pazifistischer Studenten gegründet. Unter der Leitung von Klaus Rainer Röhl entwickelte das Blatt sich vom Hamburger Studentenheft zu einem angesehen Polit-Kulturmagazin. Das nötige Geld kam aus der DDR, wie Röhl Jahre später eingestand.
Die Ostfinanzierung endete 1964. „konkret“ musste sich in der Folge ausschließlich über Werbung und den Kioskverkauf finanzieren. Zum Ärger einiger Autoren kurbelte Röhl mit immer freizügiger werdenden Titelbildern den Absatz rapide an. Mit dem Zerfall der Studentenbewegung begann der Niedergang der linken Porno-Postille. Das Blatt ging 1973 nach der Entmachtung Röhls und einem radikalen Kurswechsel weg von den Nackedeis hin zum orthodoxen Sozial(demokrat)ismus pleite – und erscheint erst seit 1974 wieder.
Basierend auf Archivrecherchen sowie narrativen Interviews beschreibt die Arbeit den historischen Kontext, die Entwicklung und den Inhalt von „konkret“ von 1957 bis 1973.