transfer 17(3) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Lokale Mediennutzung, lokalpolitisches Interesse und lokalpolitische Partizipation

Eine Untersuchung der Unterschiede zwischen Ein- und Mehr-Zeitungskreisen in Bayern

Der Rückgang der Vielfalt bei Tageszeitungen wird regelmäßig in Studien zur Medienkonzentration untersucht. Vor diesem Hintergrund entstand die Fragestellung,
ob mangelnde Konkurrenz im lokalen Tageszeitungsmarkt, und damit das Fehlen alternativer Berichterstattung zu lokalpolitischen Themen, zu einer Veränderung im lokalpolitischen Interesse und der lokalpolitischen Partizipation der Bürger führt.
Die Streitfrage, wie sich lokale Tageszeitungsmonopole auf die Vielfalt in der Berichterstattung auswirken, wurde bereits mit inhaltsanalytischen Methoden untersucht. Doch mögliche Konsequenzen auf Einstellungen der Rezipienten wurden meist nicht weiter betrachtet. Deshalb setzt diese Studie an diesem Punkt an.
Mittels einer Online-Befragung in Ein- und Mehr-Zeitungskreisen in Bayern wurde erhoben, wie sich die Befragten in den Medien über lokalpolitische Themen informieren, wie interessiert sie an Lokalpolitik sind und wie groß ihre Bereitschaft ist, sich lokalpolitisch einzubringen.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass deutliche Unterschiede im lokalpolitischen Interesse und der Partizipation ausbleiben. Erklärungen für dieses Ergebnis liefern zum einen Befunde zur Nutzung des Tageszeitungsangebots in Mehr-Zeitungskreisen und zum anderen die Verfügbarkeit und Nutzung alternativer lokaler Medienangebote in beiden Kreistypen. Sie scheint dafür zu sorgen, dass sich die Eigenschaft eines Ein-Zeitungskreises bei Betrachtung des gesamten Medienangebots relativiert.