Die Studie untersucht die Rolle der Rezipientenpersönlichkeit als intervenierende Variable im Kultivierungsprozess. Die zentrale Fragestellung lautet: Beeinflusst die Ausprägung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale das Auftreten von Kultivierungseffekten? Sind manche Menschen ‚von Natur aus‘ anfälliger für Kultivierung als andere?
Zur Beantwortung dieser Fragen wurde eine standardisierte Befragung mit 315 Teilnehmern durchgeführt. Anschließend wurde der Einfluss sechs verschiedener Persönlichkeitsfaktoren (u.a. Neurotizismus, Extraversion, Verträglichkeit und Sensation Seeking) auf Auftreten und Stärke von Kultivierungseffekten untersucht.
Die Befunde deuten darauf hin, dass sich die Rezipientenpersönlichkeit in doppelter Hinsicht auf die Realitätsvorstellungen auswirkt. Zum einen direkt, z.B. gehen hohe Verträglichkeitswerte mit hohem zwischenmenschlichem Vertrauen einher. Zum anderen treten Interaktionseffekte zwischen TV-Nutzung und Persönlichkeitsmerkmalen auf. Der kultivierende Einfluss des Fernsehens verstärkt oder verringert sich in Abhängigkeit von der Persönlichkeitsstruktur: Personen mit hohen Verträglichkeitswerten erweisen sich z.B. als weniger anfällig für die Kultivierung von Misstrauen (Mean World-Syndrom).
Die Untersuchung zeigt, dass die Kultivierung verzerrter Realitätsvorstellungen nicht allein vom Medienkonsum abhängt. Neben anderen bereits erforschten Drittvariablen, scheint auch die Rezipientenpersönlichkeit eine Rolle zu spielen.
Kultivierung und Persönlichkeit
Eine Studie zum Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen auf die Anfälligkeit für Kultivierungseffekte