In der normativen Vorstellung von Politikvermittlung erscheint der Bürger als „Medien-Citoyen“, ein politisch interessiertes Wesen, das sich mit einer starken Informationsorientierung den Medien zuwendet. Tatsächlich ist der Otto-Normal-Zuschauer jedoch ein „Medien-Bourgeois“ mit starker Unterhaltungsorientierung. Explizit politische Unterhaltungsformate gibt es in Deutschland jedoch kaum. Woher beziehen aber nun Unterhaltungsrezipienten ihre politischen Informationen, ihr Wissen über politische Funktionsträger, Prozesse und Strukturen – kurz ihre Demokratiekompetenz? Können scheinbar unpolitische fiktionale Unterhaltungsangebote hier einen Beitrag leisten?
Anhand einer quantitativen Inhaltsanalyse des beliebtesten fiktionalen Unterhaltungsangebots der Deutschen, dem Tatort, wurde in der vorliegenden Arbeit dieser Frage nachgegangen. Dabei wurde ein weiter Politikbegriff zugrunde gelegt, um alle Facetten des (Un-)Politischen in einem demokratischen System adäquat zu erfassen.
Es konnte der Beweis erbracht werden, dass fiktionale Unterhaltungsangebote nicht nur bei der Vermittlung von im weitesten Sinne politischen Inhalten eine Rolle spielen, sondern dass sehr wohl auch explizit politische Elemente zum Tragen kommen. Auch die Darstellung funktionaler Zusammenhänge, sowie die Vermittlung prozeduraler Kompetenzen nimmt viel Raum ein. Hinsichtlich habitueller Kompetenzen und demokratieförderlicher Verhaltensweisen ist die Darstellung als kritisch einzustufen.
Kriminell unpolitisch?
Die Darstellung staatsbezogener und gesellschaftspolitischer Aspekte im „Tatort“