Journalisten und Politiker stehen in sicherheitspolitischen Krisen in einem engen Verhältnis zueinander: Journalisten prägen mit ihrer Berichterstattung die öffentliche Wahrnehmung der Krise und können damit Politiker unter Druck setzen. Dabei greifen sie unter anderem auch auf offizielle, amtliche Quellen zurück. Politiker sind ihrerseits auf die Medien angewiesen, um ihre Positionen öffentlich zu machen und sich in Krisen zu inszenieren. Diese komplexe Beziehung zwischen Journalisten und Politikern kann sich entscheidend auf die Entwicklung einer Krise auswirken.
Um diesen Zusammenhang theoretisch beschreiben zu können, wird in der Arbeit ein systemtheoretisches Modell entwickelt. Ausgehend davon untersucht die Arbeit mit Hilfe der Nachrichtenwerttheorie und des Framing-Ansatzes, wie Journalisten und Politiker sicherheitspolitische Krisen wahrnehmen und nach welchen Kriterien sie darin entscheiden. Dafür wurden je sechs Leitfadeninterviews mit führenden deutschen Journalisten und Experten der Sicherheits- und Außenpolitik qualitativ ausgewertet. Dabei stellte sich heraus, dass Journalisten und Politiker diese Krisen ähnlich wahrnehmen und zum Teil auch dieselben Entscheidungskriterien heranziehen. Allerdings werden diese Kriterien jeweils aus einer systemspezifischen Perspektive auf das Publikum angewandt in dem Sinne, dass Journalisten ein Medienprodukt verkaufen möchten und Politiker auf öffentliche Unterstützung angewiesen sind.
„Kriege werden in der Öffentlichkeit gewonnen“ – Wahrnehmungsstrukturen und Entscheidungskriterien journalistischer und politischer Akteure in sicherheitspolitischen Krisen
Eine qualitative Analyse von Kommunikator-Frames und Nachrichtenfaktoren