In der Kommunikationswissenschaft ist eine mögliche Angleichung öffentlich-rechtlicher und privater Sender ein seit Jahren viel beachteter Forschungsgegenstand. Bisher konzentriert sich die Konvergenzforschung jedoch primär auf das Programmangebot. Dem gegenüber existieren nur sehr wenige nachfrageorientierte Ansätze. Die vorliegende Studie greift dieses Forschungsdefizit auf. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob sich das Programmangebot öffentlich-rechtlicher und privater Sender aus Zuschauersicht über die Jahre hinweg inhaltlich und formal einander angeglichen hat.
Aus pragmatischen Gründen beschränkt sich die Untersuchung auf das Genre ‚Nachrichten‘ und hier stellvertretend auf eine öffentlich-rechtliche (Tagesschau) und eine private Nachrichtensendung (RTL aktuell). Insgesamt 110 Befragte beurteilten jeweils 24 Beiträge der Sendungen Tagesschau und RTL aktuell hinsichtlich verschiedener Eigenschaften der inhaltlichen und formalen Qualität. Als Messzeitpunkte, d.h. die Zeitpunkte, aus denen die präsentierten Beiträge stammten, wurden die Jahre 1986, 1990, 1995 und 2000 festgelegt.
Die Ergebnisse eröffnen ein zweigeteiltes Bild: Auf inhaltlicher Ebene empfinden die Zuschauer in einigen Qualitätsdimensionen eine Annäherung von RTL aktuell an die Tagesschau, besonders deutlich zeigt sich dies bei den politischen Themen. Auf formaler Ebene grenzt sich RTL aktuell aus Sicht der Zuschauer hingegen im Laufe der Zeit oft deutlich von der Tagesschau ab.
Konvergenz von Nachrichtensendungen aus Zuschauerperspektive
Eine Studie am Beispiel von 'RTL Aktuell' und der 'Tagesschau'