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Kommunikation unter Teilnehmern des Finanzmarkts

Eine Untersuchung zur Struktur des Informationsflusses zwischen Finanzspezialisten, Emittenten und Journalisten mit Methoden der Social Network Analysis

Im Zuge der Globalisierung haben die Finanzmärkte seit den 1990er Jahren in Deutschland massiv an Bedeutung gewonnen. Das Wechselspiel zwischen Finanzspezialisten, Unternehmen und Journalisten (‚Finanzkommunikation‘) fristet jedoch bislang in der Forschung eher ein Randdasein.
Die Arbeit nimmt eine Momentaufnahme der Kommunikation zwischen den genannten Akteuren vor und bedient sich dafür der Social Network Analysis (SNA). Diese zählt in den Sozialwissenschaften, zumal in Deutschland, noch nicht zu den etablierten Methoden. Daher umfasst die Arbeit neben der eigentlichen Untersuchung auch eine Einführung und kritische Beurteilung der SNA.
Via Befragung nahmen Finanzspezialisten, IR-/PR-Manager von Unternehmen sowie Finanzjournalisten Einschätzungen ihrer Kommunikation untereinander wie auch ihrer Medienrezeption vor. Die Daten generierten Gesamtnetzwerke und wurden weiterhin auf Centrality, Prestige sowie Subgruppen untersucht.
Zu den wichtigsten Ergebnissen zählt die eminente Stellung von Agentur- und Zeitungsjournalisten sowie Sell-Side-Analysten bei der Rezeption und Verbreitung formalisierter Informationen. Informelle Kommunikation findet eher unter Finanzspezialisten und IR-/PR-Managern statt, während sie Journalisten mehrheitlich vorenthalten bleibt.
Von den Instrumenten der SNA zu Gesamtnetzwerken erscheinen insbesondere Visualisierungen, Centrality und Prestige hilfreich. Generell fehlt es der SNA noch an Reife, ihr zukünftiges Potential ist jedoch enorm.