Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen Fragen medialer Teilhabe und Repräsentation in „armen“ Bevölkerungsschichten. Theoretisch verortet ist die Masterarbeit in den Cultural Studies, für die die Befassung mit den kulturellen Folgen sozialer Kategorisierung wesentlich sind. Zudem bezieht sich die Autorin auf sozial-konstruktivistische Ansätze, wonach Medien an der Konstruktion von Realität maßgeblich beteiligt sind.
Mittels leitfadengestützter Interviews wurden dazu Personen interviewt, die nach europäischer Definition als „arm“ gelten und die in der Wohnungsnotfallhilfe eines diakonischen Sozialunternehmens Unterstützung erhalten. Konkret ging es in den qualitativen Befragungen um Medienzugang, Mediennutzung und die mediale Repräsentation von Menschen in prekären Lebenslagen. Die Aussagen der sechs Gesprächspartner:innen im Alter zwischen 26 und 59 Jahren wurden mittels inhaltlich strukturierter, qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.
Die Ergebnisse zeigen, dass der Zugang zu Medien und die tatsächliche Mediennutzung stark vom sozialen Umfeld und insbesondere der zur Verfügung gestellten Unterkunft abhängig ist. Erkennbar ist zudem an den Aussagen der Befragten eine Diskursverschiebung in Richtung selbstverschuldete Armut. Verständnis und Solidarität nähmen ab. Die mediale Repräsentation und Konstruktion von Armut und Menschen in prekären Lebenslagen wird von den Befragten als stigmatisierend und diskriminierend empfunden.
Die Masterarbeit, die abschließend konkrete Handlungsempfehlungen bietet, macht auf zwei gravierende Lücken in der medien- und kommunikationswissenschaftlichen Forschung aufmerksam: Erstens, soziale Ungleichheit und speziell klassistische Formen der Diskriminierung in und durch Medien, zweitens Rezipient:innenforschung. Zwar gibt es einige Studien zu klassistischen Medieninhalten, jedoch nur sehr wenige, in denen Menschen in prekären Verhältnissen selbst zu Wort kommen und deutlich machen können, dass mediale Teilhabe in einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft konkrete Unterstützung sowie den Abbau von Zugangsbarrieren erfordert.