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Keine Liebe ohne Alkohol?

Eine qualitative Inhaltsanalyse des Alkoholkonsums in den Dating-Realityformaten „Der Bachelor“ und „Temptation Island V.I.P.“.

Das deutsche Fernsehprogramm und viele Streaming-Plattformen bieten Zuschauer:innen eine Reihe von Reality-Sendungen an, die neben ihrem eigentlichen Inhalt auch viele gesundheitsbezogene Informationen enthalten. Diese Arbeit widmet sich im Speziellen der Präsentation von alkoholbezogenen Botschaften in deutschen Reality-Datingformaten. Untersucht wurden hierfür die zwölfte Staffel von „Der Bachelor“ (RTL) und die zweite Staffel von „Temptation Island V.I.P.“ (RTL/RTL+) mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Die Frage nach den alkoholbezogenen Botschaften wurde dafür in vier Unterfragen unterteilt. So wurde zum einen herausgearbeitet, in welchen sozialen Kontexten welche Arten von Alkohol und auf welche Weise sie in den Formaten präsentiert werden, auf welche Weise Alkoholwerbung zu finden ist, inwiefern Motive für den Alkoholkonsum geäußert oder präsentiert werden und inwiefern eine Bewertung des Alkoholkonsums stattfindet. Für die Erstellung des Kategoriensystems und für die Bewertung der Ergebnisse wurden zum einen die sozial-kognitive Lerntheorie nach Bandura und die Kultivierungstheorie, zum anderen das Modell der Trinkmotivationen nach Cox und Klinger sowie aktuelle Erkenntnisse aus der Alkoholforschung und dem rechtlichen Rahmen zu Alkoholwerbung und -verkauf in Deutschland herangezogen. Ergebnis der empirischen Arbeit ist, dass Dating-Realityformate Alkoholkonsum auf vielfältige Weise präsentieren und die Art der Präsentation vor allem für Kinder und Jugendliche bedenklich sein könnte. So werden nur selten negative Bewertungen und Konsequenzen des Alkoholkonsums gezeigt und stattdessen der Konsum glorifiziert und normalisiert, indem hauptsächlich die Funktion einer positiven affektiven Veränderung durch den Alkohol hervorgehoben wird. Auf diese Weise könnte bei Zuschauer:innen der Eindruck entstehen, dass Alkohol zum Kreieren einer Dating-, Entspannungs-, Party- oder Kennenlernsituation ein wichtiger Bestandteil ist. Diese Präsentationsweise widerspricht dabei jeglichen Empfehlungen zum Alkoholkonsum und verharmlost die durchaus vorhandenen negativen Auswirkungen von Alkohol.