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„Keine Diktatur aber keine komplette Demokratie“

Eine qualitative Untersuchung zur Medienfreiheit im kolumbianischen Mediensystem

Das kolumbianische Mediensystem kann anhand der Dualität der Struktur von Anthony Giddens erklärt werden, da Strukturen in Form von Regeln und Ressourcen die Autonomie von Journalisten ermöglichen, oder einschränken können. Betrachtet man die Medienfreiheit in Kolumbien, erkennt man, dass Machtstrukturen die Handlungen und die Arbeit von Journalisten bestimmen. Ein wichtiger Grund dafür ist der Einfluss des Staates mit dem Interesse, die Öffentlichkeit zu steuern. Das Ziel der vorliegenden Bachelorarbeit ist, Strukturen im kolumbianischen Mediensystem aufzuzeigen, die kolumbianische Journalisten einschränken. Für die Fragestellung wurde eine qualitative kategoriengeleitete Untersuchung ausgewählt, welche anhand von Dokumentenanalyse sowie Experteninterviews Informationen über die Autonomie von Journalisten und die Medienfreiheit in Kolumbien liefern soll. Dabei wurde herausgefunden, dass Regeln, die die Medienfreiheit erlauben, durch die politische Verfassung von 1991 garantiert werden. Diese Gesetze sind jedoch, wie die Mediensysteme der Typologie von „Mapping Media Freedom“ in Klientenlisten- und kartellähnlichen Ländern, nur auf Papier festgehalten. Ein Hauptbeispiel ist die Straffreiheit für die Ermordung von Journalisten in Kolumbien, die einen Mangel an staatlicher Effizienz aufzeigt. Darüber hinaus hängt die Einführung von Mediengesetzen von den aktuellen Interessen der Regierung ab, die sich alle vier Jahre ändert. Die kolumbianischen Medien sind in wenigen Händen, dadurch entsteht eine hohe Medienkonzentration. Darüber hinaus haben Medieninhaber sehr enge Beziehungen zu Politikern, was zu Korruption im Mediensystem führt. Diese Praktiken verhindern im hohen Maße Pluralismus in den kolumbianischen Massenmedien. Aufgrund der Struktur der kommerziellen Medien sind Journalisten stark werbeabhängig. Der Staat gilt dabei als Hauptwerbetreiber. Darüber hinaus werden Journalisten schlecht bezahlt, was ihre Abhängigkeit zu staatlich finanzierter Werbung verstärkt. Aus diesen Gründen wird Kolumbien, so wie Venezuela und Bolivien, dem Typ des Klientelismus zugeordnet.