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(K)ein Platz für Hass?

Eine Literatursynopse der viktimisierungsfördernden Faktoren im Online-Bereich

Das Ziel dieser Arbeit ist es, darzustellen, welche Faktoren im Online-Bereich die Wahrscheinlichkeit einer Viktimisierung durch Hate Speech erhöhen. Hierfür wurden zunächst eine einheitliche Definition von Hate Speech entwickelt und anschließend die geläufigsten Viktimisierungstheorien gesammelt, um sie ihrer Ausrichtung nach in sozialstrukturelle, interaktionistische und situationsorientierte Ansätze zu kategorisieren.

In einer eigenen theoretischen Analyse wurden die entsprechenden Faktoren der Viktimisierungstheorien auf die aktuellen Rahmenbedingungen von Hate Speech im Online-Bereich adaptiert. Im zweiten Teil wurde im Rahmen einer Synopse die relevante Literatur des letzten Jahrzehnts ermittelt, um den aktuellen empirischen Forschungsstand der Viktimisierung durch Hate Speech im Netz vollständig rekapituliert zu können. Studien mit sozialstruktureller Ausrichtung stellen einhergehend mit dem Anstieg der weltweiten Internetnutzung eine verstärkte Respektlosigkeit im Online-Diskurs fest.Sie machen eine Einbettung von Hate Speech in den Mainstream der Online-Medien aus. Interaktionistische Ansätze kommen zu dem Schluss, dass die Interaktion im politischen Online-Diskurs von einer negativen Stereotypenzuschreibung geprägt ist und eine geringe Selbstkontrolle in der Interaktion die Viktimisierung durch Hate Speech provoziert. Studien der situationsorientierten Perspektive stellen fest, dass eine intensive Nutzung vieler Social-Media-Accounts und eine hohe Anzahl an Online-Kontakten mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Hate-Speech-Viktimisierung korrelieren. Ebenso ist ein positiver Zusammenhang zwischen der Offenlegung privater Informationen, dem Hinzufügen fremder Personen zum eigenen sozialen Netzwerk sowie einem gesteigerten Viktimisierungsrisiko zu beobachten. Anti-Hate-Speech-Gesetze und die juristischen Rahmenbedingungen eines Landes weisen dagegen eine negative Korrelation mit der Viktimisierung durch Hate Speech auf.

Im dritten Schritt wurden die eigenen theoretischen Überlegungen mit den empirischen Ergebnissen der Literatursynopse verglichen. Es zeigte sich eine hohe Übereinstimmung vor allem hinsichtlich der situationsorientierten Studien. Publikationen, welche die beiden anderen Ansätze verfolgten, waren in der Analyse in geringerer Anzahl vertreten. Diese Verteilung wurde diskutiert, um die Ergebnisse der Literatursynopse einordnen zu können und abschließend Forschungslücken aufzuzeigen