In Anbetracht jüngster Ereignisse stellt sich die Frage, ob Muslime als Teil der deutschen Gesellschaft gelten und welche Rolle Medien im Integrationsprozess spielen. Vermutet wird z.B., dass der Konsum von Medien aus islamisch geprägten Ländern einer erfolgreichen Integration im Weg steht. Die Arbeit prüft, welchen Einfluss die Nutzung türkischer, arabischer und deutscher Fernsehsender sowie der Besuch fundamentalistischer Webseiten auf negative Einstellungen gegenüber dem Westen bzw. Deutschen hat. Mittels Quer- und Längsschnittanalysen wurde eine Stichprobe von 250 nichtdeutschen jungen Muslimen untersucht. Studien zufolge ist die soziale Identität bei den sich wechselseitig verstärkenden Prozessen von Medienselektion und -wirkung ein entscheidender Faktor: Beim Konsum identitätskonsistenter Medienbotschaften werden entsprechende Einstellungen mehr bewusst, die wiederum das Bedürfnis nach konsistenten Inhalten und die Identifikation mit der eigenen Gruppe steigern. Anhand von Mediatoranalysen wurde geprüft, ob die soziale Identität Einflüsse der Mediennutzung auf negative Einstellungen gegenüber dem Westen sowie Deutschen vermittelt. Es zeigte sich u.a., dass die Rezeption türkischer – teils arabischer – Inhalte negative Ansichten und Gefühle verstärkt. Diese werden im Fall der türkischen Sender durch das Ausmaß der Identifikation mit der Herkunftskultur bzw. der deutschen Kultur bedingt. Die Arbeit diskutiert weitere Ergebnisse, Ursachen und medienpolitische Konsequenzen.
Junge Muslime in Deutschland
Eine Sekundäranalyse zu Mediennutzung und Einstellungen unter dem Aspekt der sozialen Identität