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Journalistische Meinungsäußerungen auf Twitter zum Ukraine-Krieg

Eine quantitative Inhaltsanalyse der politischen Twitter-Kommunikation deutscher Leitmedien-Journalist:innen

Journalist:innen nutzen Twitter nicht nur zur Distribution und Suche von Informationen, sondern teilen auch ihre subjektive Meinung. Da Journalist:innen einen wichtigen Beitrag zur Meinungsbildung der Gesellschaft leisten und ihre Objektivität als zentrale Norm gilt, ist es wichtig zu untersuchen, welche Ausmaße Meinungsäußerungen von Journalist:innen auf Twitter haben. Ziel dieser Untersuchung ist, zu beantworten, inwiefern Politikjournalist:innen deutscher Leitmedien ihre Meinung zum Ukraine-Krieg äußern und an wen sich bewertende Aussagen richten. Als deutsche Leitmedien wurden dazu Die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Focus, Der Spiegel, Süddeutsche Zeitung, taz – die tageszeitung, Die Welt und Die Zeit festgelegt. Dahingehend werden auch Unterschiede zwischen den Medienredaktionen hinsichtlich der Meinungsäußerungen und Bewertungen betrachtet. Außerdem wird anhand drei zwei-wöchiger Zeiträume untersucht, ob es diesbezüglich Veränderungen im Zeitverlauf des Ukraine-Kriegs gibt. Der erste Untersuchungszeitraum umfasst dabei die ersten zwei Wochen nach der russischen Invasion, der zweite nach 100 und der dritte nach 200 Tagen Krieg.

Zur Beantwortung der Forschungsfragen wird eine quantitative Inhaltsanalyse von Tweets der Leitmedien-Journalist:innen aus den genannten Untersuchungszeiträumen mit einem Bezug zur Ukraine (ukrai*) oder Russland (russ*) (n = 2.877) durchgeführt. Für die Analyse wird eine Zufallsstichprobe von n = 858 gezogen.

Es zeigt sich, dass die Leitmedien-Journalist:innen zunehmend Meinungen und Bewertungen äußern, die in der Stichprobe überwiegend negativ sind und dessen Häufigkeit im Zeitverlauf des Ukraine-Kriegs zunimmt. Russland, Deutschland und Präsident Putin sind dabei die häufigsten Adressaten von Bewertungen. Unterschiede zwischen den Medienredaktionen hinsichtlich des Vorkommens von Meinungsäußerungen und Bewertungen konnten nicht festgestellt werden. Weiterführende Forschung könnte die Auswirkungen ausgehend von Meinungsäußerungen von Journalist:innen auf das Publikum untersuchen.