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Journalismus – (k)eine Männerdomäne?!

Eine Analyse der Geschlechterverhältnisse im Berufsfeld Journalismus

In der Journalismusforschung wurde in den letzten Jahren vermehrt von der Feminisierung des Berufsfeldes gesprochen. Demgegenüber steht nach wie vor die Darstellung vom Journalismus als „Männerdomäne“ – beherrscht von einem männlich geprägten Berufsbild des rasenden Reporters.

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit es überhaupt gerechtfertigt ist, von den zwei Polen Feminisierung versus Männerdomäne zu sprechen und ob demnach ein gender switch im Berufsfeld stattgefunden hat. Auf Basis des sozialkonstruktivistischen Ansatzes der Geschlechterforschung wird zudem literaturbasiert untersucht, welche Wandlungs- und Trans-formationsprozesse Frauen den Weg in das journalistische Berufsfeld ebneten. Darüber hinaus werden immer noch bestehende geschlechterbedingte Ungleichheiten betrachtet. Als theoretische Grundlage werden die Paradigmen der journalistikwissenschaftlichen Geschlechterforschung herangezogen und die Konzepte des doing gender und des Gendering genutzt. Für die Beschreibung von Wandlungsprozessen, Geschlechterbildern und geschlechtsbedingter Zuweisungen innerhalb des Berufsfeldes wird die historische Entwicklung des Journalismus untersucht und nachgezeichnet. Mithilfe aktueller Journalist:innen-Studien wird die gegenwärtige Situation von Frauen im Beruf beschrieben und Ungleichheiten identifiziert.

Entgegen der dominierenden Meinung wurde deutlich, dass Journalismus kein reiner Männerberuf ist und auch niemals war. Frauen partizipierten schon immer in verschiedenen Formen im Berufsfeld, zu Beginn vor allem als Expertinnen für das „weibliche“ und damit eher in den journalistischen Nischen. Die sich wandelnde Ausbildungssituation für Frauen in den 70er- und 80er-Jahren und die Einführung des dualen Rundfunksystems ebneten Frauen einen leichteren Einstieg in den Journalismus. Als gemischtgeschlechtlicher Beruf ist der Journalismus von Geschlechtersegregationen durchzogen: Es gibt nach wie vor eine starke horizontale Segregation und damit keine gleichberechtigte Teilhabe in Führungsebenen. Zudem ist das Berufsfeld durch einen starken Gender Pay Gap gekennzeichnet. Auch wenn der Anteil von Journalistinnen und Volontärinnen in den letzten Jahren stark gestiegen ist, kann von einem gender switch und damit von einer Verschiebung der Geschlechterdominanz nicht gesprochen werden.