Zwischen September 2000 und April 2006 verübte der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) neun Morde an Menschen mit Migrationshintergrund. Die Aufdeckung der Terrorzelle im Jahr 2011 löste eine Welle der Empörung über die Arbeit der Ermittlungsbehörden aber auch der Medien aus, welche über die Mordserie als „Döner-Morde“ berichtet hatten. Die vorliegende Masterarbeit untersucht, wie beim Aufklärungsprozess der NSU-Morde in den Medien versucht worden ist, Evidenz zu sichern. Es wurde zunächst mittels der Forschungslogik des kritischen Rationalismus ein idealer, medialer Aufklärungsprozess abgeleitet. Anschließend wurden die erarbeiteten Elemente im Rahmen einer quantitativen Inhaltsanalyse ausgewählter Printmedien erfasst.
Die Ergebnisse zeigen, dass unterschiedliche Täterhypothesen aufgestellt und teils durch Alternativen relativiert worden sind, wobei keine Abwägung stattfindet. Vor allem die erste Täterhypothese wird argumentativ belegt, zusätzliche Hypothesen werden dagegen seltener durch Belege gestützt. Am häufigsten werden Hypothesen mit hoher Gewissheit präsentiert, während fehlende Gewissheit kaum existiert. Medienselbstkritik ist beinahe nicht nachweisbar, wohingegen Behördenkritik in fast der Hälfte der Artikel erfasst wird. Der mediale Aufklärungsprozess der NSU-Morde erscheint damit verbesserungswürdig, wobei eine stärkere Einbettung wissenschaftlicher Arbeitsweisen für den Journalismus Chancen für die Zukunft verspricht.