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Information des Terrors – Terror der Information?

Die journalistische Verantwortung in der Terrorismus-Berichterstattung

Die Medien sind die besten Freunde des Terroristen. Sie liefern ihm den Sauerstoff der Publizität und erhalten dafür dramatische Ereignisse mit hohem Nachrichtenwert – eine unfreiwillige Symbiose. Die Sorgfaltspflicht des Journalisten wird zur Waffe des Terroristen. Daraus ergibt sich die Frage nach der journalistischen Verantwortung in der Terrorismus-Berichterstattung.
Hierzu wurden elf Redakteure aus Print, Radio, TV und Online-Journalismus befragt, die sich hauptsächlich mit Terrorismus befassen. In qualitativen Leitfadengesprächen wurden ihre Vorstellungen von journalistischer Verantwortung ermittelt. Die Arbeit verknüpft Theorien aus der Terrorismus-Forschung und Kommunikationswissenschaft, z.B. die „Propaganda der Tat“ mit der Nachrichtenwerttheorie oder Jenkins „Terrorismus als Theater“ mit Boorstins „Pseudo-Events“. Hintergrund bildet Becks Konzept der Risikogesellschaft, worin den Journalisten durch Risikokommunikation eine verantwortungsvolle Aufgabe zukommt.
Die Gespräche ergeben, dass es unter den Befragten kein einheitliches Verantwortungskonzept im Sinne einer Weberschen Gesinnungs- oder Verantwortungsethik gibt. Die Auffassungen der Redakteure bezüglich einer verantwortungsvollen Berichterstattung differieren stark von den Forderungen politologischer Literatur. Dass der Journalist nicht aus dem Dilemma entlassen werden kann, ist Teil seiner Verantwortung in einer offenen Gesellschaft. Es kann also keine Lösung geben, nur eine weitere Sensibilisierung.