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Informalität in der internen Kommunikation: Eine qualitative Befragung von Mitarbeitenden

Interne Kommunikationsprozesse sind zunehmend von Digitalisierung betroffen, sodass sich auch informelle Gespräche zwischen Mitarbeitenden in die digitalen Medienumgebungen verlagern. Diese Entwicklung findet jedoch kaum Beachtung in der Organisationskommunikationsforschung.

Die Abschlussarbeit widmet sich daher der Fragestellung, wie sich die digitale informelle Kommunikation zwischen Mitarbeitenden gestaltet. Die theoretische Ausarbeitung fokussiert sich auf die Merkmale von informeller Kommunikation, liefert eine Definition sowie Begriffsabgrenzung zwischen digitaler und direkter informeller Kommunikation und stellt die Besonderheiten von digitaler informeller Kommunikation heraus. Die anknüpfende empirische Untersuchung basiert auf einer qualitativen Befragung mit zwölf Mitarbeitenden variierenden Alters und unterschiedlicher Häufigkeit an Telearbeit. Im Mittelpunkt steht dabei die Beschreibung, wie die digitale informelle Kommunikation bei den Befragten stattfindet und von ihnen bewertet wird. Die Befunde reihen sich größtenteils in den aktuellen Forschungsstand ein und bringen zudem tiefergehende sowie neue Aspekte auf. Die Ergebnisse zeigen u.a. auf, dass Mitarbeitende vor allem Video- und Chatgespräche zur digitalen informellen Kommunikation nutzen, von denen gerade letzteren aufgrund ihrer Schnelligkeit und Asynchronität eine hohe und bisher wissenschaftlich unbeachtete Bedeutung zukommt. Zudem erweisen sich situationsbezogene Aspekte wie eine fehlende physische Nähe als elementar, die dazu führt, dass die Befragten meist seltener und weniger spontan als am Arbeitsplatz informell kommunizieren. Stattdessen findet informelle Kommunikation überwiegend auf opportunistische Weise und an formelle Kommunikation gekoppelt statt. Der Kreis an Kommunikationspartner:innen konzentriert sich v.a. auf direkte Teammitglieder, zu denen im Arbeitsalltag die größten Überschneidungen bestehen. Inhaltlich zeigt sich eine hohe Bandbreite von privaten und beruflichen Themen, die jedoch auf einer eher oberflächlichen Ebene besprochen werden. Mit digitaler informeller Kommunikation verfolgen Mitarbeitende verschiedene Zwecke, die von arbeitsbezogenen Funktionen wie Koordination und Informationsaustausch bis hin zu sozialen Funktionen wie Arbeitsablenkung, Unterhaltung und Beziehungsmanagement reichen. Dabei wird der Chat vor allem für arbeitsbezogene Funktionen, aber auch Unterhaltungszwecke, z.B. das Verschicken von visuellen Inhalten wie Memes, eingesetzt. Videogespräche dienen eher der Erfüllung sozialer Funktionen.

Insgesamt schreiben die Befragten der digitalen informellen Kommunikation eine unterschiedlich hohe Relevanz zu und bringen dafür verschiedene Gründe hervor – Konsens besteht jedoch darin, dass digitale informelle Kommunikation nicht durch jene auf direktem Wege ersetzt werden kann.