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Im Spannungsfeld zwischen Berufsnormen und Glaubensvermittlung

Eine qualitative Studie zum Selbstverständnis von Christen im Journalismus

Stehen Journalisten, die überzeugte Christen sind, in einem Spannungsfeld zwischen journalistischen Berufsnormen, wie Neutralität und Objektivität, sowie dem Wunsch nach medialer Vermittlung ihres Glaubens? Welche Unterschiede gibt es in ihrer Berufsauffassung?
Auf der Grundlage von Pierre Bourdieus Ansätzen zu Habitus, Kapital und Feld wurde ein Leitfaden erstellt, mithilfe dessen 16 qualitative Interviews mit in säkularen Medien tätigen Christen unterschiedlicher Konfessionen durchgeführt wurden.
Die Hörfunk-, Fernseh-, Print-, sowie Online-Journalisten aus Ressorts wie Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Lokales, Religion sowie Ausland wurden in Berlin, Hamburg, München und Stuttgart befragt.
Anhand des ausgewerteten Materials konnten Typen gebildet werden, die sich in ihren Zielen, sowie in ihrem Umgang mit dem o.g. Spannungsfeld voneinander unterscheiden. Daraus wurden wiederum Einflussfaktoren auf das Selbstverständnis der Befragten erschlossen.
Es wurde u.a. festgestellt, dass sich der Einfluss des Glaubens meist auf persönliche Beziehungen und ethische Richtlinien der Befragten beschränkt und dieser nicht als Widerspruch zu einer kritischen und neutralen Berichterstattung verstanden wird. Außerdem zeigte sich, dass das Spannungsfeld zwar nur in einigen Fällen als solches empfunden wird, es in diesen Fällen aber durch die Nutzung der im Journalismus erworbenen Reputation für die missionarische Glaubensverkündigung außerhalb des Berufs kompensiert wird.