Wer oder was trägt Schuld am Klimawandel? Wer oder was kann uns aus der Krise helfen? Aufgrund der Komplexität und Globalität des Klimawandels ist die Frage, wo die Verantwortung zu verorten ist, nicht eindeutig zu beantworten. Vor diesem Hintergrund hat die eingereichte Arbeit drei Arten von Akteuren untersucht, die in der Forschung als Verantwortungszuschreibende besprochen werden: soziale Bewegungen, politische und wirtschaftliche Akteure.
Hauptaufgaben sozialer Bewegungen bestehen darin, die Ursachen der Probleme, die sie verändern wollen, zu diagnostizieren und herauszufinden, wie die Probleme in Zukunft behandelt werden können und wer handeln sollte. Soziale Bewegungen schreiben dabei oft die Verantwortung mächtigen Akteuren wie politischen Eliten oder Konzernen zu. Diese sind ihrerseits an der Zuschreibung von Verantwortung interessiert. Von Unternehmen, besonders von größeren Konzernen, wird häufig erwartet, dass sie einen Beitrag in Bezug auf komplexe sozialgesellschaftliche Probleme wie den Klimawandel leisten und so Verantwortung übernehmen (Schlagwort: Corporate Social Responsibility). Politiker_innen dagegen sind in der Regel motiviert, Verantwortung – insbesondere Schuld – an andere Parteien abzuschieben.
Mithilfe einer computergestützten Inhaltsanalyse von Twitter-Kommentaren mit dem #fridaysforfuture wurde im Hinblick auf diese drei Akteursgruppen untersucht, wer von wem wofür verantwortlich gemacht wurde – und auf welche Art und Weise. Die Ergebnisse zeigten folgendes Bild: Hauptsächlich war Verantwortungszuschreibung in den untersuchten Tweets in Form von Schuldzuweisungen auffindbar. Zuschreibung von Pflicht bzw. zukunftsorientierter Verantwortung konnte kaum beobachtet werden. Verantwortungsobjekte waren allen voran in den Themenkomplexen Kohle und Energie angesiedelt. Im Allgemeinen wurden eher einflussreiche Akteure als Verantwortliche genannt, d.h. die Regierung bzw. die Regierungsparteien sowie der Energiekonzern RWE. Gerade solche Akteure meldeten sich jedoch am seltensten selbst zu Wort. Insgesamt weisen die Ergebnisse auf eine beschränkte, einseitige Diskussion der Verantwortungsfrage in den untersuchten Daten hin. Die Arbeit exploriert mögliche Wege für zukünftige Forschung und bespricht u. a. Chancen und Grenzen der computergestützten Inhaltsanalyse bei der Untersuchung von latenten Konstrukten.