Der deutsche Regierungsumzug von Bonn nach Berlin war im August 1999 weitgehend beendet: eine Zäsur in der Politik, aber auch eine Zäsur im politischen Journalismus? Der breite Diskurs in Zeitungen und Zeitschriften dazu dauerte rund ein Jahr, was andeutet, dass das Thema auch für Wissenschaft bedeutsam ist. Die Frage für die Journalismusforschung ist, wie sich mit dem Ort der Journalismus ändert. Zwei Jahre nach dem Umzug war die Distanz 2001 groß genug, um eine Antwort zu versuchen auf die zuerst bedeutsame Teilfrage, wie sich die Arbeitsbedingungen verändert haben.
Im Rahmen der Arbeit wurden Experteninterviews mit zwölf Korrespondenten verschiedenen Typs (Einzel-/Pool-/Bürokorrespondent, Presse/Rundfunk/Agenturen) geführt. Sie legen in 39 Kategorien journalistischer Arbeitsbedingungen (vom Einfluss des Geschlechts/Alters über Elitenbildung und Selbstverständnis bis zu Nachrichtenfaktoren – der Katalog ist abgeleitet aus bisheriger Forschung und Modellen) dar, welche Veränderungen es gab und wie sie zusammenhängen.
Die Befunde sind zahlreich. Zwei generelle Aussagen stechen heraus: Erstens werden die Arbeitsbedingungen als härter beschrieben gegenüber Bonn, von der Konkurrenz um Exklusivinformationen bis allein zur Enge bei Terminen wegen gesteigerten Medienandrangs. Zweitens sehen die Befragten durch den Umzug verstärkt eine Tendenz zu Politainment, einer unterhaltungsorientierteren Berichterstattung über Bundespolitik.
Die vollständige Arbeit steht unter www.stefanploechinger.de zum Download bereit.
Hauptstadt-Journalismus
Wie Politik-Korrespondenten ihre Arbeitsbedingungen in Berlin mit den Bonner Zeiten vergleichen