In Deutschland gibt es jedes Jahr ein Defizit an Spenderorganen. Bisher konnten gezielte Kommunikationskampagnen dazu beitragen, die Organspendebereitschaft zu erhöhen, doch in den letzten Jahren stagnierten die Zahlen. Hinzu kommt die einzigartige Rechtsgrundlage zur postmortalen Organ- und Gewebespende: In Deutschland gilt die sogenannte Entscheidungslösung, nach der die Entscheidung zur Organspende zu Lebzeiten getroffen und dokumentiert werden muss. Grundsätzlich herrscht in der Bevölkerung eine positive Einstellung zur Organspende, doch nur wenige dokumentieren ihre Entscheidung. Kommunikation über Organspende steht allgemein spezifischen Hürden gegenüber, die eine Thematisierung erschweren und muss, wie gesetzlich festgelegt, ergebnisoffen erfolgen.
Framing-Strategien finden gängige Anwendung in der Gesundheitskommunikation. Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wird das Konzept des Gewinn- und Verlustframings, basierend auf der „Prospect Theory“ (Kahneman & Tversky, 1979), auf theoretischer Ebene auf Organspendekampagnen als prosoziale Gesundheitskommunikation übertragen. In einer Literaturanalyse unter der Leitfrage: „Welche Chancen lassen sich aus der Literatur für die Effektivität von Gewinn- und Verlustframes in Organspendekampagnen ableiten, um bei den Rezipient*innen eine Entscheidungsdokumentation zu fördern?“ werden Hürden der Organspendekommunikation und Potentiale von strategischem Framing herausgearbeitet und anschließend im Transfer auf den deutschen Rechtskontext bezogen.
Diese Arbeit gelangt zu dem Schluss, dass ein positives Framing der Entscheidungsdokumentation als Kontrollgewinn über beängstigende und verunsichernde Themen wie den eigenen Tod vielversprechend ist. Kontrolle ist ein wichtiger Faktor, der die Spendebereitschaft beeinflusst, und persönliche, egoistische Gründe überwiegen altruistische Aspekte bei der Entscheidung über eine Organspende. Ein solches Framing kann potentiell Hürden der Organspendekommunikation minimieren und Anreize bieten, sich weiter mit dem Thema der postmortalen Organ- und Gewebespende zu beschäftigen und erfüllt zudem den Gesetzesauftrag der BZgA und kommuniziert ergebnisoffen. Ein Framing der Entscheidungsdokumentation hat jedoch keinen Einfluss auf Wissensstand, Ängste und Misstrauen, die allesamt die Spendebereitschaft beeinflussen. Dazu bedarf es eines umfassenden Aufklärungsangebots oder zusätzlicher Aufklärungskampagnen.