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Gibt es bei der Politikvermittlung im dualen Fernsehen Konvergenz?

Im Zentrum der Arbeit steht die Frage nach der Konvergenz Öffentlich-Rechtlicher und Privater TV-Sender im Bereich der Politikvermittlung, deren Existenz bis heute umstritten ist. Hierzu wurden zwei vergleichende inhaltsanalytische Untersuchungen von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 durchgeführt. Mittels einer Analyse der „HÖRZU“ wurde die Entwicklung des politischen Angebotes (Anteile, Formate, Tageszeiten) untersucht. Der Untersuchungszeitraum beschränkte sich auf jeweils vier Wochen der Jahre 1986, 1996 und 2006. Mittels einer Analyse der Politikberichterstattung in den Hauptnachrichtensendungen der vier Anbieter wurden thematische, stilistische und präsentative Merkmale untersucht. Der Untersuchungszeitraum umfasste eine Woche im Jahr 2006.
Insgesamt konnten keine hinreichenden Belege für eine konvergente Entwicklung erbracht werden, vielmehr wurden signifikante Unterschiede deutlich. Fasst man die medienpolitisch relevantesten Ergebnisse zusammen, lässt sich folgendes festhalten: ARD und ZDF bestritten 2006 rund 22 % ihres Programms mit politischen Sendungen, RTL und Sat.1 räumten Politiksendungen einen Anteil von 13 % ein. In der Prime Time lag der Anteil bei ARD und ZDF fast um das Vierfache über dem bei den Privaten. Während in den Nachrichtensendungen von ARD und ZDF mehr als die Hälfte aller Beiträge aus dem Bereich Politik stammten, lag der Anteil der Privaten bei rund einem Viertel. Merkmale einer Boulevardisierung konnten in den Nachrichten von ARD und ZDF nur in sehr begrenztem Maße festgestellt werden, sie zeigten sich jedoch deutlich in den Sendungen von RTL und Sat.1.