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Gentechnologie und Medienberichterstattung

Empirische Fallstudie über die Berichterstattung zum Start des Nationalen Forschungsprogramms „Nutzen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen“ (NFP 59)

Die Gentechnologie-Debatte findet in der Schweiz gegenwärtig vor dem Hintergrund des NFP 59 statt, das als Antwort auf den Volksentscheid von 2005 (fünfjähriges Moratorium für die kommerzielle Nutzung gentechnisch veränderter Pflanzen) gesehen werden kann. Unter dem Aspekt der Risikokommunikation, des Framings und einer Input-Output-Analyse untersucht die Arbeit die Medienberichterstattung der Schweizer Printmedien zum Start des Programms am 30. Mai 2007. Mittels quantitativer und qualitativer Inhaltsanalyse wurden 64 unterschiedliche Items von insgesamt 25 Printmedien untersucht.
Obwohl in der Berichterstattung zum Start des NFP 59 Ambivalenz in Text und Bild überwiegt, vom Konflikt um das sog. Weizenkonsortium geprägt ist und entsprechend dominant geframt wird, kann die Berichterstattung zwar als konfliktiv, nicht aber als sonderlich kritisch betrachtet werden. Die ausgezeichnete Quellentransparenz sowie die formale Erfüllung der journalistischen Leistungen sind zwar sehr gut, doch nimmt die Mehrheit der Journalisten ihre soziale Funktion, nicht nur zu orientieren, sondern auch zu warnen und zu kritisieren, nicht oder nur ungenügend wahr. Printmedien sind eine wichtige Plattform für diverse Akteure im Gentechnik-Diskurs, sie stehen aber dabei selbst im Spannungsfeld von gesellschaftspolitischen und ökonomischen Interessen sowie komplexem Journalismus. Dies führt oft zu einer strukturellen Überforderung, die sich in einer unkritischen Berichterstattung niederschlagen kann.