Ausgehend von der dekonstruktivistischen Annahme, dass Geschlecht und Race diskursiv hergestellt werden, gibt die vorliegende Arbeit einen Überblick über feministische und postkoloniale Diskurse zum Internet: Welche Hoffnungen und Befürchtungen haben ForscherInnen in den letzten zwei Jahrzehnten mit dem Netz verbunden? Lösen sich aus ihrer Sicht Geschlecht, Körper und Race auf oder kommt es zur Fortschreibung der herrschenden Ordnung mit digitalen Mitteln?
Zur theoretischen Verortung wird im „Offline“-Teil ein Abriss über den dekonstruktivistischen Feminismus, soziologische Körper-Konzepte sowie postkoloniale Ansätze gegeben. U. a. werden die von Judith Butler proklamierte Performativität der Geschlechtsidentität, der polymorphe Machtbegriff Michel Foucaults sowie Donna Haraways Bild von Körpern als Wissensobjeke behandelt. Zudem geht es um Ethnozentrismus im Feminismus und Intersektionalität.
Der „Online“-Teil befasst sich zuerst mit frühen feministischen Einschätzungen des Cyberspace. Während Differenz- und Gleichheitstheoretikerinnen eine Fortsetzung der Geschlechterhierarchie im Netz konstatierten, eröffnete sich für Cyberfeministinnen eine Chance zur Unterwanderung der Zweigeschlechtlichkeit. Eruiert werden auch die Folgen der Grenzverwischungen zwischen Mensch, Tier und Maschine für die Erkenntniskategorie Geschlecht. Der letzte Teil beleuchtet den Komplex Race und Technologie. Die angeführten AutorInnen sehen eine Digitalisierung bekannter rassistischer Praxen.
Gender, Race und Körper im Netz: Dekonstruktivistische Utopie oder Realität 2.0?
Feministische und postkoloniale Diskurse über das Internet