Diese Arbeit untersucht am Beispiel von funk-Reportagen, welche Faktoren die Reichweite von journalistischen YouTube-Videos beeinflussen. Anlass der Forschung ist die starke Nutzung der Plattform als Nachrichtenquelle durch junge Menschen, so wie die fortlaufende Debatte um algorithmische Bevorzugung werbefreundlicher Inhalte seit der YouTube-Adpocalypse. Einzelne Artikel und anekdotische Befunde zur Thematik legen nahe, dass ein Konflikt zischen der Auftragserfüllung journalistischer Kanäle, und den Interessen der Plattform YouTube als werbefinanziertes Unternehmen besteht.
Die Arbeit versucht, eine empirische Basis für die Diskussion über die Reichweite von Videos auf YouTube herzustellen. Als theoretische Grundlage dient das Modell des „Kollektiven Gatekeepings“ von Till Keyling, demnach die Publizität von Inhalten in sozialen Netzwerken im Verlaufe eines Prozesses der kollektiven Gewichtung durch die Nutzer entsteht. Es werden also zum Beispiel bevorzugt Beiträge von Algorithmen vorgeschlagen, die intensiv kommentiert oder geteilt wurden. Um die Publizität der Videos zu untersuchen, werden in einer Inhaltsanalyse die Aufrufe, Nutzungskennzahlen und Themen von 200 Videos erfasst, und mit Hilfe eines Regressionsverfahrens die verschiedenen Einflussfaktoren auf die Klickzahlen untersucht.
Die Analyse zeigt einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Reichweite der Reportagen und der Anzahl der Bewertungen und Kommentare. Was die Themen der Videos betrifft, führt die Behandlung politischer Themen systematisch zu weniger, die Behandlung sexueller Inhalte zu höheren Klickzahlen. Die Werbefreundlichkeit der Beiträge wirkt sich nicht signifikant auf deren Publizität aus. Die Ergebnisse legen nahe, dass der journalistische Auftrag der Videos zwar nicht durch die Funktionsweise des YouTube-Algorithmus gestört wird, junge Menschen aber dennoch weitere Nachrichtenquellen nutzen sollten, um sich über das politische Geschehen zu informieren.