Kommentare über ihr Aussehen, Zweifel an ihrer Kompetenz oder die Betonung ihrer Mutterschaft – in der Vergangenheit haben kommunikationswissenschaftliche Studien gezeigt, dass über Frauen in politischen Ämtern anders berichtet wird als über Männer. So kommen Politikerinnen zum einen seltener vor (Marginalisierung), zum anderen werden sie anhand geschlechtsstereotyper Attribute, Rollenmuster und Themen dargestellt (Trivialisierung). Während Anfang der 2000er Jahre viel zu dieser Thematik publiziert wurde, scheint das Forschungsfeld in den letzten zehn Jahren unpopulär geworden zu sein. Ob sich die Muster der Berichterstattung aufgrund einer höheren gesellschaftlichen Sensibilität verändert haben, ist deshalb unklar.
Vor diesem Hintergrund geht diese Masterarbeit der Frage nach, wie Annegret Kramp-Karrenbauer in der deutschen Presse während des Wahlkampfes um den CDU-Vorsitz 2018 dargestellt wurde und ob ihre Darstellung im Vergleich zu der ihrer Konkurrenten geschlechtsstereotyp ist.
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde ein Mixed-Methods-Design mit einem zweiteiligen Versuchsaufbau gewählt. In der ersten Untersuchung, einer quantitativen Inhaltsanalyse, wird überprüft, ob Kramp-Karrenbauer medial weniger sichtbar war als ihre beiden Hauptkonkurrenten Friedrich Merz und Jens Spahn. In einer zweiten, einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring wird dann die konkrete Darstellung Kramp-Karrenbauers untersucht und mit bisher bekannten geschlechtsstereotypen Mustern verglichen. Grundlage beider Analysen ist ein Mediensample aus 706 Artikeln, die zwischen dem 28.10.2018 und dem 07.12.2018 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen Zeitung, der taz, der Welt und der Zeit erschienen sind. Für die zweite Analyse wurde daraus eine Stichprobe von 59 Artikeln gezogen.
Die Auswertung legt nahe, dass eine systematische Marginalisierung von Kramp-Karrenbauer nicht stattgefunden hat. Mehrere Indikatoren weisen jedoch auf eine in Teilen trivialisierende Berichterstattung hin. So wurde Kramp-Karrenbauer zum Beispiel mit stereotyp weiblichen Eigenschaften beschrieben und mit „weiblichen“ Politikfeldern in Zusammenhang gebracht. Auch spielte ihr Geschlecht bei der Bewertung ihrer Erfolgschancen eine Rolle. Bezüge zu ihrem Äußeren und ihrem Privatleben kamen hingegen selten vor. Es fanden sich außerdem keine Hinweise dafür, dass das Geschlecht der AutorInnen einen Einfluss auf die Berichterstattung hätte. Auch Frauen griffen zu stereotypen Darstellungsformen.