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Franz Josef Strauß und die Medien

- analysiert am Beispiel des Hamburger Nachrichtenmagazins 'DER SPIEGEL'

Eine Archiv- und Literaturrecherche sowie elf Experteninterviews ergaben, dass das Verhältnis von Strauß zum Hamburger Nachrichtenmagazin ‚DER SPIEGEL‘ in der Zeit von 1949 bis 1989 verschiedene Phasen durchlief. So wurde Strauß Anfang der fünfziger Jahre zwar nicht häufig, dafür aber wohlwollend in dem Blatt erwähnt. 1957 kam es jedoch zu Auseinandersetzungen zwischen Strauß und Augstein, wobei insbesondere die Diskussion um die atomare Bewaffnung der Bundeswehr ausschlaggebend war. Fortan versuchte ‚DER SPIEGEL‘ explizit, Strauß als Nachfolger Adenauers zu verhindern. Zu diesem Zweck bediente sich das Magazin gezielt der Technik der Skandalierung. Der Konflikt gipfelte 1962 in der ‚SPIEGEL‘-Affäre. ‚DER SPIEGEL‘ behielt Strauß aber noch weiterhin als Hauptgegner im Visier. Lediglich während dessen Tätigkeit als Bundesfinanzminister der Großen Koalition fand das Magazin zu einer neutralen Berichterstattung über ihn zurück. Als Strauß 1980 die Bundestagswahl verlor, hatte Augstein sein – nach eigenen Worten – „größtes Verdienst“ erworben und Strauß als Bundeskanzler endgültig verhindert. Dieser rückte daher in den achtziger Jahren in der ‚SPIEGEL‘-Berichterstattung an die Peripherie.
Zusammenfassend ließ sich ein hoher Einfluss des ‚SPIEGEL‘ auf die politische Karriere von Strauß konstatieren. Dies betrifft vor allem das negative Image, das die ‚SPIEGEL‘-Berichte über ihn in der deutschen Bevölkerung erzeugten. Deren Meinung über Strauß ging stets relativ konform mit den Phasen der ‚SPIEGEL‘-Berichterstattung.