Die deutsche Filmbranche ist seit langem von staatlicher Filmförderung abhängig. Welche Filmprojekte eine Förderung erhalten – und auf den Weg gebracht werden können – und welche leer ausgehen, entscheiden Vergabeausschüsse der Förderinstitutionen in geschlossenen Sitzungen. Obwohl die Ausschüsse somit eine gewisse Machtposition innehaben, fehlte bisher eine genaue Untersuchung der Strukturen einer Vergabeentscheidung.
Daher wird in der Arbeit der Forschungsfrage nachgegangen, wie die Förderentscheidungen der bayerischen Förderinstitution zustande kommen. In qualitativen Experteninterviews mit vier Mitgliedern des bayerischen Ausschusses, konnten unter anderem Informationen zu ihrem Selbstbild, dem Ablauf der Entscheidungsfindung sowie internen und externen Beziehungen gewonnen werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass diverse Strukturen wie beispielsweise externe Erwartungen an eine Wirtschaftlichkeit der Förderung, Beeinflussungsversuche durch die Filmbranche oder die wahrgenommen Wünsche des Publikums, auf den Ausschuss wirken. Bei der Bewertung der Filmprojekte wird auf das Gesamtpaket aus Geschichte, Regisseur, Besetzung und Finanzierung geachtet. Dabei konnten, abhängig vom beruflichen Hintergrund der Ausschussmitglieder, unterschiedliche Sichtweisen auf die Förderanträge herausgearbeitet werden. Die Befragten zeigten außerdem ein großes Bewusstsein für die mit dem Ehrenamt verbundene Verantwortung, sehen sich selbst aber in keiner Machtposition.