Sowohl die konventionelle als auch die akademische Fernsehforschung schließt Menschen mit einer geistigen Behinderung von Erhebungen zur Fernsehnutzung und -rezeption aus. Der wohl ausschlaggebende Grund dafür ist, dass geistig Behinderte keine werberelevante Zielgruppe darstellen, da sie über kein eigenes Einkommen verfügen bzw. dieses nicht selbst verwalten dürfen. Ziel der Fernsehforschung ist jedoch häufig die Ermittlung optimaler Werbeplätze im TV-Programm.
Die qualitativ angelegte Arbeit ist ein Plädoyer dafür Menschen mit einer geistigen Behinderung, in diesem Fall Menschen mit Down Syndrom, als Mediennutzer anzuerkennen. In insgesamt acht Leitfadeninterviews mit Eltern von Betroffenen, teilnehmenden Beobachtungen sowie experimentell angelegten Befragungen wird die Fernsehnutzung und -rezeption von acht Kindern und Jugendlichen mit Down Syndrom im Alter von drei bis 26 Jahren erhoben. Dabei ist die zentrale Fragestellung: Unterscheidet sich das Fernsehverhalten von Kinder und Jugendlichen mit Down Syndrom von dem der deutschen Gesamtbevölkerung? Die eigens erhobenen Daten werden mit Studien zur aktuellen Fernsehnutzung in Deutschland wie der JIM- und der KIM-Studie, der ARD/ZDF-Onlinestudie und der Gfk-Fernsehforschung verglichen. Herausgestellt hat sich, dass weniger das Down Syndrom das Fernsehverhalten der Probanden bedingt, sondern vielmehr die Medienerziehung der Eltern, das Aufwachsen mit Geschwistern sowie individuelle, alterspezifische Sendungsvorlieben.
Fernsehen abseits der Quote
Eine empirische Untersuchung zur Fernsehnutzung und -rezeption von Kindern und Jugendlichen mit Down Syndrom