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Facebook vs. Instagram: Die Erwartungen an journalistische Inhalte aus Journalisten- und aus Nutzersicht

Facebook und Instagram sind mittlerweile ein wichtiger Teil der journalistischen Arbeit – kaum eine Redaktion kann darauf verzichten, mindestens in einem dieser Netzwerke auf die eigenen Inhalte aufmerksam zu machen. Im Rahmen dieser Arbeit soll untersucht werden, was Journalisten denken, was Rezipienten plattformspezifisch von journalisti-schen Inhalten erwarten, und welche Erwartungen Nutzer tatsächlich haben. Dadurch soll ein direkter Vergleich zwischen den Erwartungen an den Journalismus in den noch recht neuen Medien erreicht werden. Dazu wurden zwei Online-Befragungen durchgeführt, die sich einerseits an Journalisten und andererseits an Nutzer richteten. Die Befragungen wurden nahezu identisch konzipiert, um die Ergebnisse bestmöglich miteinander vergleichen zu können.

Aus den Ergebnissen der Befragungen lässt sich einerseits ableiten, dass sich sowohl die Erwartungen zwischen den beiden Plattformen Facebook und Instagram unterscheiden, wenn auch nicht in allen Bereichen, und andererseits die Journalisten vielfach die Anforderungen und Erwartungen der Nutzer über- beziehungsweise unterschätzen. Von den Journalisten wird unter anderem angenommen, dass Interaktion und Partizipation, wie zum Beispiel die Beteiligung an Diskussionen oder an der Themenauswahl, in sozialen Medien aus Nutzersicht einen hohen Stellwert haben. Für die befragten Nutzer spielen diese Aspekte allerdings eine eher untergeordnete Rolle. Ebenso überschätzen die Journalisten den Stellenwert von emotionalen Themen und Aufregerthemen wie kontroverse politische Entscheidungen auf Facebook. Die Themenbereiche Politik, Verbrechen und Justiz, Kultur sowie Wirtschaft erwarten Nutzer am häufigsten. Journalisten setzen diese Themen zwar auch in den sozialen Medien ein, glauben aber, dass vor allem bunte Themen, zum Beispiel Promis, von den Nutzern erwartet werden. Nutzer haben generell hohe Ansprüche an den Journalismus in sozialen Medien. Sie erwarten von journalistischen Inhalten unabhängig der Plattform Information, journalistische Qualität, Schnelligkeit, Tagesaktualität, Faktencheck, Verständlichkeit, Wissensvermittlung, kompakte Zusammenfassungen der relevantesten Nachrichten und Allgemeinbildung. Die Journalisten schätzen diese Erwartungen nur teilweise realistisch ein: Wichtiger ist ihnen Verständlichkeit sowie Unterhaltung und ähnlich wichtig die journalistische Qualität und die Bündelung der wichtigsten Nachrichten. Tagesaktualität und Faktencheck spielen dagegen auf Instagram eine eher untergeordnete Rolle, sind den Journalisten auf Facebook aber auch wichtig. Diese Aspekte werden aber dennoch auf beiden Plattformen von den Journalisten weniger wichtig eingeschätzt, als die Nutzer angeben. Auch Allgemeinbildung zählt für die Journalisten nicht erwähnenswert zu den Aufgaben des Journalismus. Stattdessen gehen sie davon aus, dass sie vor allem Ansprechpartner für Nutzer sein und diese zu Interaktionen und Partizipation anregen müssen.