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Entwicklungen des Themas Doping in der Tour de France-Berichterstattung zwischen 1996 und 2004

Eine inhaltsanalytische Untersuchung von 'Süddeutsche Zeitung' und 'Frankfurter Allgemeine Zeitung'

Erst die mediale Berichterstattung macht das drittgrößte Sportereignis der Welt und die Dopingproblematik für eine breite Öffentlichkeit wahrnehmbar. Doping bedeutet einen Verstoß gegen den Fair-Play-Gedanken, einem Konstituens des modernen Sportbegriffs. Daher kommt der untersuchten Thematik gesellschaftliche Relevanz zu.
Die in drei Untersuchungsschritte gegliederte Arbeit weist eine deutliche Bedeutungszunahme des Themas Doping nach und belegt auf diversen Ebenen den Einfluss des Festina-Skandals 1998.
Schritt 1 stellt heraus, dass sich SZ und FAZ mit nahezu identischer Artikelanzahl dem Thema widmen, konstatiert eine sprunghafte Zunahme im Jahr 1998 und anschließend eine deutlich höhere Publikationsfülle als vor der ‚Skandal-Tour‘.
Schritt 2 analysiert 157 Artikel der SZ nach formalen, sprachlichen und inhaltlichen Aspekten: Das Thema emanzipiert sich zunehmend und findet auch ohne aktuellen Dopingfall Eingang in die Berichterstattung. Doping wird vor allem unter Rechtsaspekten behandelt und vermehrt als kriminelle Handlung bewertet. Insbesondere 1998 brechen die Journalisten ihren weit gehend neutralen Sprachduktus durch ironische Äußerungen.
Schritt 3 erfasst quellenspezifisch Meinungen und Einschätzungen. ‚Positive‘ Bewertungen der Problematik (z.B. die Annahme einer geringen Doping-Verbreitung) stammen fast nur von Funktionären und Sportlern. Eine Diskussion über Ursachen und Lösungen der Dopingproblematik findet im untersuchten Diskurs kaum statt.