Diese Arbeit vergleicht die staatliche und private Presse im westafrikanischen Ghana hinsichtlich ihres Journalismusverständnisses und ihrer politischen Ausrichtung. Dabei soll geklärt werden, ob die Zeitungen dem Entwicklungsjournalismus oder dem Journalismus westlicher Prägung näher stehen. Gleichzeitig aktualisiert sie die Ergebnisse der Ethnologin Hasty aus den 1990er Jahren. Mittels eines Multi-Methoden-Ansatz konnte ein umfassendes Bild der ghanaischen Presselandschaft erstellt werden. Insgesamt vier Methoden wurden dazu angewandt: die Inhaltsanalyse von vier Tageszeitungen, die erste quantitative Journalistenbefragung in Ghana, die teilnehmende Beobachtung in zwei Redaktionen und die qualitative Befragung von zwei Chefredakteuren. Die Arbeit kommt zu dem zentralen Ergebnis, dass sich die staatlichen Zeitungen am Entwicklungsjournalismus orientieren, während die privaten zum westlichen Journalismusverständnis neigen. Außerdem berichtet die staatliche Presse tendenziell regierungsfreundlich, während die Mehrheit der privaten Zeitungen der New Patriotic Party (NPP) nahe steht. Diese Unterschiede liegen in erster Linie in der historisch geprägten Medienstruktur begründet, die zwischen 1992 und 2000 unter der Regierung Rawlings‘ entstand. Die staatlichen Zeitungen fungierten als Verlautbarungsorgan der Regierung, die privaten gaben die Sicht der Opposition wieder. Dieses Strukturmerkmal besteht bis heute fort.
Entwicklung oder Profit?
Vergleich der staatlichen und privaten Tageszeitungen in Ghana