Im Rahmen der mannigfachen empirischen Prüfung von Agenda-Setting-Effekten greift die vorgelegte Arbeit drei zentrale Forschungsinteressen auf: (1) Nachweis von Agenda-Setting-Effekten mit auf Tagesbasis erhobenen Daten, (2) systematische Überprüfung (aller) Themen auf der Publikumsagenda im Jahr 1994, (3) Einfluss des Fernsehens im Agenda-Setting-Prozess.
Die Datenbasis der Sekundäranalyse des DFG-Projekts ‚Wählerwanderung und Politikverdrossenheit‘, erhoben 1994, ermöglicht eine tageweise Gegenüberstellung von 500 werktäglich durchgeführten Telefoninterviews mit gut 125.000 Befragten und den Ergebnissen einer Inhaltsanalyse von knapp 15.000 Nachrichtenbeiträgen. Die Auswertung mit dem denkbar kürzesten Zeitintervall – dem Tag erlaubt eine differenzierte Betrachtung von zeitgleichen und zeitversetzten Effekten im Agenda-Setting-Prozess.
Zur Prüfung der Effekte wurde eine Kombination von zwei zeitreihenanalytischen Verfahren – Kreuzkorrelationen mit ARIMA-Modellen – eingesetzt, mit unbereinigten, sowie mit vorgeweißten unabhängigen Reihen getestet und die Effektstärken verglichen. Zuvor waren die Befragungs- und Fernsehdaten rekodiert und 15 relevante Problemfelder zur Analyse identifiziert worden.
Im Ergebnis konnten für neun der geprüften Problemfelder ein Agenda-Setting-Effekt eindeutig nachgewiesen werden. In der Regel ergaben sich relativ hohe Korrelatinen in den ersten Tagen nach der Fernsehberichterstattung. Ein erneuter Echo-Effekt zeigte sich wenige Tage später und wird als Indiz für die interpersonale Anschlusskommunikation nach medialer Ereignisthematisierung interpretiert.