Die allgemeine Konjunkturschwäche, Auflageneinbrüche, ein Anzeigenrückgang und wachsende Konkurrenz zwischen alten und neuen Medien führten ab 2001 in eine Zeitungskrise, von der v.a. die überregionalen Tageszeitungen betroffen waren. Dabei verschärfte sich die Gefahr, dass bei der Thematisierung des eigenen Medienbereichs das betriebswirtschaftliche Handeln der Unternehmen auch das redaktionelle Handeln beeinflusst. Der Medienjournalismus droht damit ökonomischen Interessen unterworfen zu werden. Unabhängigkeit gilt aber als Hauptvoraussetzung journalistischer Arbeit.
Die Studie untersucht den Einflussfaktor ‚Verlagsinteresse‘ anhand einer quantitativen Inhaltsanalyse (418 Artikel; SZ, FAZ, FR, Welt, taz). Der Höhepunkt der Zeitungskrise (2002/2003) bildet den zeitlichen und thematischen Rahmen.
Es zeigten sich systematische Differenzen in der Berichterstattung, die bei den formalen und inhaltlichen Merkmalen anders ausfielen als bei der Bewertung. Die Berichterstattung über direkte Konkurrenten unterschied sich v.a. in der Selektivität von den übrigen Beobachtungsformen. Bei der Bewertung dagegen setzte sich die Darstellung des ‚eigenen Hauses‘ durch positive Tendenzen eindeutig von den ansonsten negativen Wertungen ab, was auf ökonomische Eigeninteressen deutet.
Eine Medienbranche unter der Medienlupe
Die Berichterstattung über Zeitungsverlage und Zeitungen in der deutschen Tagespresse während der Medienkrise