Ziel dieser Studie ist, festzustellen, wie sich die politische Kommunikation von Bernie Sanders während der demokratischen Vorwahlen 2015/16 im Vergleich zu denen 2019/20 hinsichtlich populistischer Merkmale verändert hat. In einem zweiten Schritt werden mögliche Erklärungen für erkannte Veränderungen gesucht. Zunächst werden jeweils vier öffentliche Auftritte von Sanders in beiden Vorwahlen analysiert und miteinander verglichen. Grundlage dafür ist das theoretische Verständnis des Populismus als Kommunikationsstil. Aus inhaltlichen und stilistischen Dimensionen der populistisch-politischen Kommunikation werden Kategorien für eine qualitative Inhaltsanalyse abgeleitet. Um Veränderungen in der Kommunikation präziser deuten zu können, wird das Kategoriensystem durch Erklärungsmuster ergänzt, die aus Angebots- und Nachfragefaktoren für Populismus abgeleitet werden.
Die Inhaltsanalyse zeigt, dass sich Sanders’ politische Kommunikation am ehesten als anti-elitist populism einordnen lässt, denn sie zeichnet sich durch einen starken Bezug zum Volk sowie durch eine ausgeprägte Anti-Eliten-Haltung aus. Der Ausschluss von Fremdgruppen spielt kaum eine Rolle. Sanders’ populistisch-politische Kommunikation hat sich im Vergleich der beiden Vorwahlen leicht verändert: 2019/20 ist ihm das Volk als homogenes, inklusives Konstrukt wichtiger, Sanders äußert mehr Kritik am Establishment, streicht die Wirtschaft aus seinen Top-Themen und wird deutlich kompromissloser und bestimmter. Als Erklärungen für die Veränderungen werden neben kontextabhängiger Faktoren wie den persönlichen Umständen und der Parteizugehörigkeit Annahmen aus der Theorie diskutiert. Besonders plausibel erscheinen eine mögliche Orientierung an Donald Trump, eine besondere Betonung der Außenseiter-Rolle und eine Anpassung an Nachfragebedingungen und Medienlogik.