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Dschihad als Soziale Bewegung

Der Aufstieg des Islamischen Staates und die Flut an Auslandskämpfern, die er anzieht, sowie die neuesten Terroranschläge in Europa verlangen nach neuen Perspektiven und Erklärungsansätzen für Radikalisierung. Der Dschihadismus spricht junge Menschen an – setzt sie buchstäblich in Bewegung. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Arbeit mit dem Dschihadismus als eine transnationale soziale Bewegung. Dabei steht folgende Frage im Mittelpunkt: Welche Rolle spielen Medien und ihre Inhalte bei der Rekrutierung westlicher Auslandskämpfer durch dschihadistische Bewegungen? Bei der Beantwortung dieser Frage kann der Framingansatz als Teil der Theorie Neuer Sozialer Bewegung als Bindeglied zwischen strukturellen Ursachen, Gruppenprozessen und individueller Wahrnehmung fungieren. Die Arbeit setzt sich zum einen mit den Framingstrategien dschihadistischer Bewegungen, zum anderen mit Wiktorowicz Modell des Radikalisierungsprozesses auseinander. Dazu werden der Forschungsstand zu dschihadistischen Masterframes sowie detaillierte Framinganalysen zu dschihadistischen Medien wie „Inspire“ und „Dabiq“ in Zusammenhang gebracht. Es zeigt sich, dass Medien und die in ihnen manifestierten Frames dschihadistischen Bewegungen dazu dienen, Anhänger zu radikalisieren und mobilisieren, indem sie persönliche Erfahrungen und Unzufriedenheiten in eine globale Problemstellung eingliedern und ihnen somit eine Bedeutung zuweisen, die über das persönliche Schicksal hinausgeht und zum Handeln motiviert.