Seit Beginn der neunziger Jahre hat eine neue Art des Fernsehens Einzug auf die Bildschirme der Republik gehalten – ein Fernsehen, dass das Außergewöhnliche im Alltag gewöhnlicher Menschen in den Mittelpunkt stellt. Die Rede ist von Reality TV, das sich inzwischen in eine kaum zu überblickende Zahl von Untergenres auffächert. Zu diesen gehört auch die Doku-Soap, die nach Duden als „Dokumentarserie mit teilweise inszeniertem Ablauf“ definiert wird. Dass diese Begriffsbestimmung nicht nur zu kurz greift, sondern auch eine größere Nähe zum Dokumentarfilm als zum Reality TV suggeriert, soll in der vorliegenden Arbeit erörtert werden.
Im ersten Teil wird die Gattung Reality TV anhand verschiedener Definitionen und eines programmgeschichtlichen Abrisses näher beleuchtet. Neben frühen Definitionen, die noch das Merkmal der Gewalt im Fokus hatten, wird auch ein Ansatz vorgestellt, der zwischen „narrativem“ und „performativem“ Realitätsfernsehen unterscheidet. Dass diese Distinktion für eine Betrachtung des Genres Doku-Soap hilfreich ist, wird im zweiten Teil der Arbeit erläutert. Dort werden charakteristische Merkmale der Doku-Soap herausgestellt, und es wird ein Überblick über deren Entstehung und Entwicklung gegeben. Es wird gezeigt, dass es sich auch bei der Doku-Soap aufgrund verschiedener Eigenschaften wie beispielsweise Personalisierung oder Emotionalisierung um ein Genre des Reality TV handelt.
Doku-Soaps als Genre des Reality TV
Begriffsbestimmung und Beispielstudien