Die Arbeit zeigt anhand der Filmindustrie den strukturellen Rassismus in Deutschland auf. Ihr Ziel ist es, zu beantworten, inwiefern es dort Diskriminierung gegenüber Schwarzen Schauspieler:innen gibt. Dem bisher noch unerforschten Feld des Rassismus in der deutschen Filmbranche wird sich mit einer explorativen Vorgehensweise angenähert.
Basierend auf dem Verständnis der deutschen Gesellschaft als diverse Gesellschaft mit einem normativen Anspruch auf Repräsentation, Gleichberechtigung und Partizipation, angelehnt an Naika Foroutans Konzept der postmigrantischen Gesellschaft sowie Jürgen Habermas‘ Öffentlichkeitstheorie, wird die Gewichtigkeit des Themas als demokratische Forderung erläutert.
Eine Auseinandersetzung mit George Gerbners Kultivationshypothese, die dem Fernsehen eine Sozialisationsfunktion zuschreibt, und eine Darlegung der Auswirkungen von Stereotypen als soziale Konstrukte mit sozialen Folgen verdeutlichen die Relevanz der Untersuchung und die Verantwortung, die das Medium Fernsehen und seine fiktionalen Inhalte tragen.
Anhand fünf qualitativer Leitfadeninterviews mit Schwarzen deutschen Schauspieler:innen und anschließender qualitativer Inhaltsanalyse der Ergebnisse konnten neben konkreten Diskriminierungssituationen und Erfahrungen mit stereotypen Rollen(-angeboten) sechs Gebiete erschlossen werden, in denen Diskriminierung stattfindet und an denen entsprechend Kritik geübt wurde: (1) Auf dem Gebiet der Einstellung/Bereitschaft der Menschen zeichnete sich die Annahme, Schwarze Menschen könnten keine Deutschen sein beziehungsweise nicht ohne Erklärung als solche erkannt werden, als tief verwurzeltes Problem vieler Akteur:innen ab. (2) Somit werden Schwarze Schauspieler:innen auf der Ebene der Geschichten, die erzählt werden, als Ausländer:innen und Kriminelle besetzt, sprechen gebrochenes Deutsch oder müssen Akzente imitieren. (3) Es wird ihnen auf Ebene des Castingprozesses keine faire Chance gegeben, da sie auf ihre Hautfarbe reduziert werden und nicht für dieselben Rollen wie weiße Schauspieler:innen in Frage kommen. (4) Die mangelnde Diversität hinter den Kulissen, die aus fehlender Chancengleichheit und erschwerten Zugängen resultiert, wirkt sich ebenfalls auf die Produktionen aus, genauso (5) wie die deutsche Filmindustrie als System, das verstärkt an veralteten Strukturen festhält und somit keinen Raum für Veränderungen zulässt. (6) All diese Kritikpunkte wurzeln aus der übergeordneten gesellschaftlichen Ebene, auf der Rassismus weiterhin aufgearbeitet werden muss.