transfer 12(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Divergierende Tendenzen in der englisch- und deutschsprachigen Forschung zu parasozialen Interaktionen und Beziehungen

Eine Befragung mit neuer PSI-Skala basierend auf dem PSI-Zwei-Ebenen-Modell

Die Konstrukte der PSI und PSB sind in unterschiedliche wissenschaftliche Kontexte verortet worden, so dass theoretische Unschärfen und divergierende Tendenzen in konzeptueller und methodischer Hinsicht entstanden. Während deutsche Forscher von einer Trennung zwischen PSI und PSB ausgehen, erfolgt in den USA eine einheitliche Betrachtung beider Phänomene. Mit der „PSI-Scale“ entstand dort 1985 eine Art „Standardinstrument“, das vor allem in Deutschland stark kritisiert wurde. Mit dem PSI-Zwei-Ebenen-Modell entwickelten Hartmann, Schramm und Klimmt 2004 ein innovatives Modell, das PSI als Prozess mit kognitiven, affektiven und konativen Anteilen versteht, welche sich jeweils in Abhängigkeit von Persona- und Rezipientenmerkmalen darstellen. Daraus leiteten sie ein neues PSI-Instrument für eine postrezeptive Befragung ab. Ziel dieser Arbeit war neben dem Aufzeigen divergierender Tendenzen im Verlauf der PSI/PSB-Forschung im englisch- und deutschsprachigen Raum, die Gültigkeitsprüfung der neuen Skalen. Dazu wurde eine schriftliche Befragung von 293 Senioren durchgeführt.
Eine Abkehr von der „PSI-Scale“ wird empirisch gerechtfertigt durch die Bestätigung der aufgestellten Hypothesen für Rezipienten und ein TV-Format, die bisher nur sehr wenig berücksichtigt wurden: Senioren und Quiz-Shows. Die Senioren unterhielten auf allen drei Ebenen intensive PSI mit dem Quiz-Moderator. Die Intensität wurde vor allem durch die Personamerkmale Attraktivität und Adressierung bestimmt. Besonders der affektive Teilprozess hatte einen starken Einfluss auf ihre Unterhaltungsrezeption.