Die Corona-Pandemie hat 2020 in Deutschland und weltweit zu großen gesellschaftlichen Veränderungen geführt. Um das Infektionsgeschehen einzudämmen, wurden im März in Deutschland unter anderem die Schulen geschlossen. Die Schulschließungen führten in den meisten Fällen zu einem verstärkten Einsatz digitaler Kommunikationsmittel, um „Fernunterricht“ zu ermöglichen.
In dieser Arbeit wurde untersucht, welche sozialen Veränderung in der Beziehung zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen mit der veränderten Mediennutzung einhergehen. Dafür wird zuerst ein theoretischer Überblick über den aktuellen Forschungsstand zur Mediennutzung an deutschen Schulen gegeben. Anschließend werden kommunikationswissenschaftliche Konzepte vorgestellt, die Aufschluss über die Verbindung zwischen sozialem Wandel und veränderter Mediennutzung geben.
Um die Forschungsfrage „Wie hat die ausschließlich digitale Kommunikation aufgrund der Corona-Pandemie die Lehrer-Schüler-Beziehung verändert?“ zu beantworten, wurden qualitative Interviews mit Lehrer*innen durchgeführt.
Die zentralen Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass eine Ausdifferenzierung der individuellen Lehrer-Schüler-Beziehungen statt-gefunden hat. Einerseits nahmen Lehrer*innen ein näheres Verhältnis zu ihren Schüler*innen wahr. Andererseits wurde auch von zunehmender Distanz durch die Mediennutzung berichtet. Die Ausdifferenzierung der individuellen Beziehungen birgt die Chance auf individualisierten Unterricht, der unter bestimmten Umständen förderlich für die Schüler*innen sein kann. Allerdings ist mit der Ausdifferenzierung auch das Risiko einer weiter auseinandergehenden Leistungsschere verbunden.