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Digitale Gesundheit: Fähigkeiten und Einflussfaktoren im mHealth-Nutzungsprozess

In den vergangen Jahren bis 2018 erlebten m-Health-Anwendungen einen regelrechten Boom. Inzwischen hat sich eine ganze Gesellschaft an „Selbstvermessern“ gebildet, die sich auf verschiedensten Wegen über ihre mittels Tracking-Tools generierten Daten austauscht. Was aber verleitet Menschen dazu, sich selbst vermessen zu wollen? Inwiefern lassen sich die Nutzer dabei von ihrem sozialen Umfeld beeinflussen? Und welche Kompetenzen benötigen sie bei der Erreichung der durch die Apps gesetzten Ziele? Diese Arbeit bringt etwas Licht in die Dunkelheit dieser innovativen Thematik und geht mithilfe von qualitativer Leitfadeninterviews (N=12) in Kombination mit einer zweiwelligen, schriftlichen Befragung ebendiesen Fragen nach. In der nutzerzentrierten Arbeit werden die theoretischen Grundlagen zu den Fähigkeiten Selbstwirksamkeit und Medienkompetenz sowie der Gruppenzwang als Einflussfaktor dargestellt und auf den Gebrauch von Gesundheits-Apps übertragen. Schließlich werden die daraus resultierenden theoretischen und praktischen Einflüsse in die Theory of Planned Behavior integriert.

Schließlich konnten nicht nur Intentionen und die mHealth-Nutzung selbst aufgedeckt werden. Analog zum originären Modell der Theory of Planned Behavior zeigten sich deutliche Verbindungen zwischen der Selbstwirksamkeit und der Einstellung der mHealth-Nutzer. Außerdem konnte ein klarer Einfluss der vorhandenen Selbstwirksamkeit auf die mHealth-Nutzung ermittelt werden. Gleichzeitig wirkten sich die Anwendungen wiederrum auf die Selbstwirksamkeit der Nutzer aus, weshalb hier eine Art Wechselwirkung identifiziert werden konnte. Konträr zum ursprünglichen Modell der Theory of Planned Behavior fand eine eingeschränkte Wechselwirkung zwischen der Einstellung gegenüber der mHealth-Anwendungen und den sozialen Einflüssen statt. Auch bei dem Konstrukt der Medienkompetenz ist nur auf Ebene der Medienauswahl eine Art Gruppenzwang auffindbar, da sich der Einfluss des sozialen Umfelds nicht in der allgemeinen mHealth-Nutzung widerspiegelte. Dennoch gab es eine deutliche Verbindung zwischen der Medienkompetenz und dem Nutzen der Apps. Das Konstrukt der Gesundheitskompetenz wurde aufgrund der übergeordneten Thematik beiläufig miterhoben. Entgegen theoretischer Behauptungen konnten keine nennenswerten Zusammenhänge zwischen mHealth-Nutzung und Gesundheitskompetenz festgestellt werden. Dennoch schien sich die Gesundheitskompetenz auf die Einstellung gegenüber der mHealth-Anwendungen einzuwirken.