Welches Selbstverständnis haben Agenturjournalisten, auch vor dem Hintergrund ihrer Publikumsvorstellung? Diese Forschungsfrage leitete das Vorgehen. Es schien sinnvoll, die Publikumsvorstellung in die Forschungsfrage aufzunehmen, denn sie sagt viel darüber aus, ob sich Agenturjournalisten eher als Dienstleister sehen oder tatsächlich hauptsächlich als Journalisten mit einem typisch journalistischen Selbstverständnis.
Da die Arbeit explorativen Charakter hatte, wurden vier qualitative Interviews zur Datengewinnung eingesetzt. Um Erklärungsansätze für die Entstehung der spezifischen Selbstverständnisse und Einflussfaktoren liefern zu können, basierte das Kategoriensystem und der Gesprächsleitfaden auf Pierre Bourdieus feldtheoretischen Ansätzen. Die Oberkategorien, anhand derer die Gespräche ausgewertet wurden, waren das konkrete Selbstverständnis und die Einflussfaktoren (auf der Akteurs- und Arbeitgeberseite).
Das Ergebnis der Arbeit ist, dass alle Befragten sowohl die Kundenmedien als auch die Öffentlichkeit als Publikum sehen. Journalisten von thematisch universellen Agenturen hatten alle das Selbstverständnis des „öffentlichkeitsorientierten Erklärers“. Der Journalist aus einer Spezialagentur wollte kundenorientiert thematische Lücken füllen. Es kann aufgrund der Ergebnisse angenommen werden, dass sich die Faktoren „Anforderungen des Arbeitgebers“ und „Innere Medienfreiheit“ am stärksten auf das Selbstverständnis von Agenturjournalisten auswirken.
Dienstleister für die Kundenmedien oder Journalisten fürs Volk?
Eine qualitative Studie zum Selbstverständnis von Agenturjournalisten