Jeder Studierende der Journalistik / Kommunikationswissenschaft stößt früher oder später auf die Studie „Die Zeitungsredaktion als organisiertes soziales System“ von Manfred Rühl (1969). Aufbauend auf der funktional-strukturellen Systemtheorie zeigt Rühl Rollenstrukturen, Entscheidungsprogramme innerhalb des Redaktionsgefüges und arbeitet die Gesamtredaktion der von ihm untersuchten regionalen Tageszeitung zudem in ihre gesellschaftliche Umwelt ein
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Gut 35 Jahre danach existieren heute diverse Folgestudien, welche allerdings eigene wissenschaftliche Ziele verfolgen, und diese auch mit anderen Forschungsinstrumenten zu erreichen suchen. Daneben bleibt die von Rühl durchgeführte Beobachtung eine eher selten angewandte Datenerhebungsmethode – zur Ergebnisüberprüfung nötige Replikationen fehlen. Vor dem Hintergrund der Journalismus- und vor allem der Redaktionsforschung werden durch die Beobachtung einer Landkreisredaktion der Nebenausgabe einer regionalen Abonnementzeitung in der Diplomarbeit Veränderungen im Journalismus verdeutlicht
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Um die Vergleichbarkeit mit der ‚klassischen‘ Studie zu sichern, wurde sowohl eine offene Beobachtung vorgenommen als auch die Fragen des erstmalig 1969 gestellten Leitfadeninterviews übernommen. Durch diese Einzelfallstudie werden Veränderungen sowie Stetigkeiten gezeigt, denen die Redaktionsstruktur in den letzten Jahrzehnten unterlag, ohne dabei den Wandel im Medienbereich außer Acht zu lassen.