Storytelling bzw. Narrativität im Journalismus (Nachrichten in Geschichtenform) gewinnt zunehmend an Bedeutung. Da es gerade für die Print-Berichterstattung kaum empirische Befunde gibt, beschäftigte sich die vorliegende Arbeit experimentell mit der Wirkung von Storytelling auf die Artikelbewertung, die Erinnerung und die interpersonale Kommunikation im Anschluss an das Lesen.
Im Experiment lasen 219 Versuchspersonen entweder eine „trockene“ Nachricht oder eine Nachrichten-Geschichte zu zwei komplexen europapolitischen Themen. Dann berichtete ein Teil der Testpersonen anderen Teilnehmern von einem Artikel, den diese nicht gelesen hatten.
Die Ergebnisse zur Bewertung sind eindeutig: Narrative Nachrichten werden als interessanter und verständlicher bewertet, lassen sich besser weitererzählen und Zuhörer bewerten Berichte über narrative Artikel positiver. Für die Erinnerung an Fakten und Zusammenhänge zeigte sich bei Personen mit starkem politischem Interesse (und Vorwissen) kein Effekt, bei weniger Interessierten kam es kurzfristig zur deutlichen Verbesserung durch Storytelling. In einem zweiten Erinnerungsstest nach einer Woche war dieser positive Effekt jedoch verschwunden bzw. hatte sich umgekehrt, langfristig verschlechtert Storytelling also eher die Erinnerung. Bei der interpersonalen Kommunikation zeigte sich sofort ein negativer Trend: Personen, denen von einem narrativen Artikel berichtet wurde, wussten weniger als diejenigen, die einen Bericht zu einer „trockenen“ Nachricht gehört hatten.
Die Wirkung von Storytelling in Nachrichtentexten
Ein Experiment