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Die wahrgenommene Einschränkung der Meinungsfreiheit

Das darf man doch gar nicht mehr sagen – Wie Menschen sich in ihrer Meinungsfreiheit eingeschränkt wahrnehmen und welche Prädiktoren dies begünstigen

In der vorliegenden Studie wurde erforscht, ob Menschen ihre Meinungsfreiheit als eingeschränkt wahrnehmen und welche Prädiktoren eine wahrgenommene Einschränkung der Meinungsfreiheit begünstigen. Um dieses Forschungsziel zu erreichen, wurde zunächst das Konstrukt der wahrgenommenen Einschränkung der Meinungsfreiheit (WEMF) theoretisiert und diese begründet. Hierbei wurde die Forschung zum Cross-Cutting aufgegriffen und damit die Frage gestellt, wie widersprüchliche Meinungen im persönlichen Umfeld die Meinungsäußerung beeinflussen. Weiterhin miteinbezogen wurde die Bereitschaft zur Selbstzensur und die Angst vor Konsequenzen, die der Äußerung von Meinungen folgen können. Um eine WEMF messbar zu machen wurden diese Konstrukte, die über Items aus etablierten Skalen zu den jeweiligen Ansätzen abgefragt wurden, in eine WEMF-Skala aufgenommen. Zu dieser wurden auch eigene Fragen ergänzt, die das Thema genauer abfragen sollten. Diese Skala wurde einem Pretest unterzogen und mit den Daten aus diesem auf Item-spezifische Werte hin und durch eine Faktorenanalyse untersucht.

Die Hauptstudie legte den Fokus darauf festzustellen, wie die persönlich empfundene WEMF von Prädiktoren beeinflusst wird. Aus theoretischen Überlegungen heraus wurden vier Konstrukte und Soziodemographie als Prädiktoren aufgenommen. Als mögliche personenbezogene Einflussfaktoren wurden Persönlichkeitsstärke und Populismus herangezogen. Weiter wurde ein möglicher Einfluss von Mediennutzung und Medienvertrauen beleuchtet. Im Fragebogen wurden diese Konstrukte über etablierte Skalen gemessen und die, durch den Pretest erarbeitete, Skala zur Messung einer WEMF erfasst. Die als Prädiktoren vermuteten Konstrukten wurden in eine hierarchische multiple Regression auf den WEMF score eingesetzt. Soziodemographie, Populismus & Persönlichkeitsstärke, Mediennutzung und Medienvertrauen wurden nacheinander eingeführt, um zu bestimmen welche der Blöcke die Erklärkraft des Models signifikant verändern und wie sie die erreichten Werte auf der WEMF Skala beeinflussen.

Es konnte festgestellt werden, dass eine populistische Veranlagung dazu beiträgt, dass die eigene Meinung als eingeschränkt wahrgenommen wird. Ebenfalls einen positiven Einfluss wies hohes Vertrauen in Boulevard und Alternativ Medien auf. Persönlichkeitsstärke und Medienvertrauen in andere Gattungen als Alternativ und Boulevard Medien hingegen verringerten den erzielten Wert auf der WEMF Skala. Personen die hier hohe Werte erzielten, empfanden weniger, dass ihre Meinungsfreiheit eingeschränkt ist. In der Soziodemographie hatte das Alter einen positiven, signifikanten Einfluss auf die WEMF. Die Mediennutzung konnte nicht als signifikanter Prädiktor festgestellt werden.