transfer 25(1) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Die Verbreitung des neuartigen Coronavirus – in den Medien

Eine qualitative Untersuchung reziproker Effekte als Folge diskriminierender Berichterstattung und Hatespeech bei Menschen asiatischer Herkunft.

Die vorliegende Studie untersucht die Folgen der Wahrnehmung diskriminierender Berichterstattung und Hatespeech aufgrund des neuartigen Coronavirus für Menschen asiatischer Herkunft. Dabei werden Einflüsse der sozialen Gruppenzugehörigkeit auf die Wahrnehmung von Beiträgen über diese Gruppe und daraus resultierende Medienwirkungen fokussiert. Hierfür dient das Modell reziproker Effekte nach Kepplinger (2010) als theoretische Grundlage, das um die Annahmen der sozialen Identitätstheorie (Tajfel & Turner, 1979) erweitert wird (Vgl. Neumann, 2015).

Mithilfe qualitativer Leitfadeninterviews lassen sich reziproke Effekte sowohl hinsichtlich der Berichterstattung als auch bezüglich rezipierter Hatespeech bei den Befragten asiatischer Herkunft feststellen. Sie fühlen sich von ihr betroffen und teils diskriminiert, überschätzen die Wirkungsmacht auf andere Rezipient/innen und nehmen folglich ein negativ verzerrtes Meinungsklima gegenüber Menschen asiatischer Herkunft wahr. Während kurzfristige emotionale Reaktionen vermehrt bei der Wahrnehmung von Hatespeech auftreten, sind kognitive und intentionale Effekte häufiger als Folge diskriminierender Berichterstattung zu verzeichnen. Außerdem lässt sich bei den Befragten eine verstärkte Identifikation mit der asiatischen Herkunft beobachten. Mit diesen Ergebnissen liefert die vorliegende Arbeit eine erste qualitative Näherung an ein bislang unerforschtes Thema und kann somit in zukünftigen quantitativen Untersuchungen als theoretische Grundlage herangezogen werden.